Bei Hundebegegnungen an der Leine, Joggern oder Fahrradfahrern wirst du ganz nervös, deine Hände werden schwitzig und dein Herz beginnt zu rasen? Auch dein Hund wird unruhig, sein ganzer Körper geht in die Aktivität und bereitet sich vor. Dann geht es los: Dein Hund pöbelt an der Leine, zieht und zerrt. Er begibt sich regelrecht in einen Tunnel und du hast Mühe ihn zu halten.
Sicherlich hast du schon einiges ausprobiert, um dieses Verhalten in den Griff zu bekommen, aber nichts hat funktioniert? Ich erkläre dir, wie du mit meiner ganzheitlichen Vorgehensweise in 7 Schritten die Leinenaggression deines Hundes loswirst. Das Geheimnis? Die Vorarbeit ist entscheidend und wird IMMER unterschätzt.
Hund pöbelt an der Leine: Die häufigste Ursache
Tatsächlich ist die häufigste Ursache hausgemacht, denn unsere Hunde können nicht so miteinander kommunizieren, wie sie es normalerweise tun würden. Enge Wege, die Einschränkung der Leine und unbewusste Missachtung von Signalen von uns Halter:innen bringen unsere Hunde dazu, zu eskalieren. Normalerweise kommunizieren Hunde über ihr Ausdrucksverhalten in 30-40 Meter Abstand. Bereits hier wird geklärt, wer was wann wie und warum. Alles geschieht langsam und mit Ruhe. Abstand und Zeit sind wichtig, für eine gelungene Kommunikation. Unsere Hunde haben in unserer Gesellschaft jedoch nicht die Möglichkeit entschleunigt und auf Distanz zu kommunizieren. Dadurch wird automatisch auch noch die Individualdistanz unterschritten (bei Hunden zwischen 3-5 Meter). Die eingeschränkte Kommunikation, die geringe Zeit und die Unterschreitung der Individualdistanz erzeugen starke Emotionen und Gefühle. Auch wir Menschen haben eine Individualdistanz und wird diese unterschritten, so fühlen wir uns unwohl und tun etwas dafür, dass derjenige die Distanz wieder einhalten.
Doch was nun? Nur noch breite Wege, keine Leine und Reize meiden? Nein! Dein Hund darf lernen, dass du ihn sicher und gefahrenlos durch solche unangenehmen Situationen bringst. Er darf lernen, die Verantwortung an dich abzugeben und dass du dich um ihn kümmerst. Er muss lernen, dass DU in solchen Situationen die Entscheidungen triffst und nicht er.
Hundebegegnung trainieren: Die 7 Schritte für entspannte Begegnungen
- Die Basis
Während der Erstanamnese stelle ich oft fest, dass viele Hunde nicht nur ein Thema mit Hundebegegnungen haben, sondern noch Nebenthemen mit sich bringen, die die Hundebegegnungen negativ begünstigen. Nebenthemen könnten sein: Schlafmangel, Schreckhaftigkeit, Nervosität, Angespanntheit, Geräuschempfindlichkeit, fehlende Stress- und Emotionsregulation (d.h. die Fähigkeit den eigenen Stress und die dazugehörigen Emotionen zu regulieren fehlt), Ressourcenverteidigung usw. All diese Themen begünstigen ein körperliches Ungleichgewicht und somit die turbulenten Hundebegegnungen oder Begegnungen mit Joggern und/oder Fahrradfahrern. Sie belasten deinen Hund, sodass oft schwache Nerven und Überreaktionen das Ergebnis auf der Verhaltensebene sind. Diese Themen sollten unbedingt mitbehandelt werden, damit dein Hund überhaupt die Möglichkeit hat, entspannt an anderen Hunden, Joggern oder Radfahren vorbei zu gehen. - Der häusliche Bereich
Alle Probleme draußen beginnen bei euch zu Hause. Denn bereits im Haus entscheidet sich, wer von euch Entscheidungen treffen darf und wer diese befolgt, oder eben auch nicht. Wenn du möchtest, dass dein Hund in einer Begegnungssituation deine Entscheidungen befolgt, d.h. sitzen und gucken, statt in die Leine springen und eskalieren, solltest du ihm vorerst außerhalb einer Stresssituation klar machen, dass du sehr wohl Entscheidungen treffen und für dich einstehen kannst. Dein Hund prüft dich nämlich im Haus, durch ganz subtile Gestiken und Verhaltensweisen, wer für was zuständig ist. Unsere Hunde denken: „Wenn Frauchen/Herrchen schon drinnen keine Entscheidungen treffen und nicht für ihre/seine Grenzen einsteht, wie soll sie/er das dann draußen schaffen?“ Dieser Zusammenhang ist vielen Haltern oft nicht klar und verändert dabei so viel. Wenn du nun im Haus diese kleinen Prüfungen deines Hundes erkennst und lernst, darauf entsprechend zu reagieren, so erarbeitest du dir den Vertrauensvorschuss, den du für anspruchsvolle Situationen, z.B. die Begegnungen benötigst. - Videoanalyse
Die Videoanalyse gibt uns Aufschluss darüber, welches Ziel dein Hund mit seinem Gepöbel erreichen möchte. Möchte er Kontakt zum anderen Hund (Distanzverringerung) oder möchte er damit den Kontakt vermeiden (Distanzvergrößerung). Auch die Grundemotion (Angst, Frust, Wut) ist so deutlich besser erkennbar. Das Ergebnis wird (wenn möglich) mit in das Training eingebaut, d.h. verhält sich dein Hund ruhig, so wird sein Ziel erreicht. Dadurch wird das Gepöbel schneller abgelegt. Zudem kannst du dich und deinen Hund objektiv betrachten und siehst, wie ihr euch beide verhaltet. Durch eine zusätzliche Slow Motion Funktion sind sogar schnelle Bewegungen deines Hundes für dich erkennbar. So ist es für dich leichter zu verstehen, warum dein Hund sich an der Leine so verhält. - Ruhe durch Planung
Natürlich wirst du weiterhin sehr aufgeregt sein und das kann dir auch keiner mit dem Satz „Du musst dich entspannen und durchatmen“ nehmen. Deine Sicherheit kommt, sobald du merkst, dass du die Situation trotz Pöbelei im Griff hast und wenn sich Erfolge zeigen. Dennoch kannst du durch vorausschauendes Spazierengehen die Begegnungen planen. Du kannst Distanz aufbauen, einen Sichtschutz suchen, umdrehen und dich letztendlich auch wieder langsam annähern. Je nach Hundetyp und biologisches Ziel, sollte hier die Technik angepasst werden. Allein durch die Planung und die Kombination aus Entfernen und Annähern bringst du viel Ruhe in die Begegnungen. Wichtig ist hier noch das Timing zu beachten, wann du dich mit deinem Hund entfernst und wann du dich wieder annäherst. Auch dies ist je nach Hundetyp und biologisches Ziel unterschiedlich. - Sag deinem Hund, was richtig läuft
Nicht jeder Hund braucht unbedingt die Bestätigung, wenn er gerade etwas richtig macht. Doch sollte dein Hund einer von diesen Hunden sein, so kann ich dir empfehlen einen Clicker zu nutzen. Er bestätigt deinen Hund punktuell, was er gerade richtig macht und zugleich (das ist viel wichtiger), erreicht das mechanische Geräusch auch noch das Hundegehirn, wenn dein Hund gestresst ist. Gesprochene Worte wie „fein“ kommen schon gar nicht mehr bei deinem Hund an. (Die genaue Erklärung findest du hier). Während du, wie in Punkt 4 beschrieben Nähe und Distanz einbaust, betätigst du immer wieder den Clicker, wenn dein Hund etwas gut macht. Und damit meine ich: Es wird ALLES mit dem Clicker bestätigt, was nicht mit Pöbeln zu tun hat, d.h. sowohl das Fixieren als auch das Wegschauen. Der Feinschliff kommt später. - Den Konflikt austragen
Während du dich annäherst und wieder entfernst, wird es immer mal Konfliktsituationen geben und das soll auch so sein. Sobald dein Hund einen sozialen Konflikt mit dem anderen Hund beginnt, schreitest du ein und gibst deinem Hund ein neues Problem, nämlich den sozialen Konflikt mit dir. Gesellschaftlich angepasste Menschen laufen auch nicht durch die Straße und vermöbeln jeden, der vermeintlich schief guckt. Und wenn doch, so gibt es immer wieder Menschen, die einschreiten und damit suggerieren: „Das geht so nicht.“ Dafür bietet sich der Haltegriff sehr gut an, welcher im Vorfeld bereits in weniger stressigen Konflikten angewendet wird. Dabei geht es darum, deinen Hund in einer gewissen Position ganz nah bei dir zu halten, bis dein Hund selbständig die Verantwortung an dich abgibt und in die Akzeptanz geht. Viele Hunde setzen sich selbständig auf den Po, ohne dass vorab das Signal „Sitz“ ausgesprochen wurde. All dies geschieht ohne Druck, mit viel Ruhe und Geduld. Der Haltegriff suggeriert deinem Hund zum einen „Das machst du nicht richtig. Sprich mit mir und nicht mit dem Hund“ UND gleichzeitig bietet er deinem Hund einen festen Rahmen. Diesen braucht dein Hund unbedingt, ansonsten würde er nicht emotional reagieren und pöbeln. - Orientierung fordern
Ist dein Hund mit einem Auge und Ohr bei dir und folgt dir, so hat er gar nicht die Möglichkeit sich auf äußere Reize zu fokussieren und in die Leine zu springen oder andere Hunde anzubellen. Das hat nichts mit Ablenkung zu tun, sondern mit einer bewussten Entscheidung dir zu folgen. Und wem folgen wir? Dem, der uns Sicherheit gibt, der richtige Entscheidungen trifft und Verantwortung übernimmt. Es geht um Führungskompetenz und die Kommunikation zueinander, ganz ohne Futter. Die Orientierung zu dir wird nicht erst eingefordert, wenn der Reiz (Hund, Fahrrad, Jogger, etc.) auftaucht, sondern schon vorher, bereits dann, wenn ihr auf dem Weg nach draußen zur Gassirunde seid. Du nimmst sozusagen die Regeln und den festen Rahmen aus dem häuslichen Bereich mit nach draußen.
Dein Hund zeigt eine Leinenaggression und eskaliert bei Hundebegegnungen, Joggern oder Fahrradfahrern? Ich helfe dir und deinem Hund die Spaziergänge wieder entspannt zu genießen. Sende mir jetzt deine Anfrage!