Mein Hund bellt am Zaun: Ursachen und Lösungen – Seevetal

Wer kennt dieses Bild nicht: Ein Hund steht am Zaun und bellt wie verrückt, während ein Radfahrer oder ein Auto daran vorbeifährt. Manchmal reicht auch einfach ein Fußgänger oder eine knallende Autotür und der Hund legt direkt los. Während der Hund die „Eindringlinge“ akribisch verbellt und vielleicht sogar am Zaun hin und her läuft, hört man oft den Halter rufen. In den meisten Fällen kommt der Hund aber nicht, da er mit „seiner“ Aufgabe zu beschäftigt ist. Ein Szenario, was für alle Beteiligten, auch für den bellenden Hund, mit viel Stress verbunden ist. Falls du das Verhalten auch bei deinem Hund kennst, erfährst du hier euren Weg zu einem entspannten Gartenaufenthalt.

Hund bellt am Zaun: Ursachen

Es gibt viele Gründe, warum unsere Hunde am Zaun verbellen, doch meiner Erfahrung nach liegt die Hauptursache in der verschobenen Verantwortlichkeit zwischen Hund und Halter. Hunde, die am Zaun bellen, meinen die Aufgabe zu haben, auf alles aufpassen zu müssen und auch entsprechend zu handeln. Egal, ob Frauchen oder Herrchen den Hund gerade zurückruft. Natürlich spielt die Genetik, die eine Tendenz zu einem bestimmten Verhalten beschreibt, eine Rolle, jedoch begünstigt diese nur das Verhalten und ist NICHT die Ursache. Hunde dürfen bellen, doch kommt es immer darauf an, wie lange sie dies tun, unter welchen Umständen und wann sie damit wieder aufhören.

Wenn du als Halter mit im Garten bist, darf dein Hund gerne kurz Bescheid geben, dass sich hinter dem Zaun etwas tut. Alles andere ist dann jedoch deine Aufgabe. Du entscheidest, ob es sich um einen „Eindringling“ handelt und du für Sicherheit sorgen muss oder ob es ungefährlich ist. Du darfst also sehr wohl von deinem Hund erwarten, dass er sich nach dir und deinen Entscheidungen richtet, auch wenn dein Hund von seiner Genetik ein Wachverhalten in sich trägt.   

Belohnung auf Verhaltens- und körperlicher Ebene
Wenn dein Hund selbst entscheidet und bellend zum Zaun läuft, entstehen daraus viele Probleme. Er wird dieses Verhalten immer öfter zeigen, denn mit seinem Gebell möchte er mit hoher Wahrscheinlichkeit den „Eindringling“ vertreiben. Das biologische Ziel ist also die Distanzvergrößerung zwischen Hund und Eindringling. Geht der Fußgänger nun einfach weiter, was aus Menschensicht ganz normal ist, denkt dein Hund ER habe ihn vertrieben. Der Erfolg auf der Verhaltensebene ist groß, denn sein Ziel wurde erreicht, weshalb er sich immer öfter so verhalten wird. Zudem werden selbstbelohnende Hormone wie Adrenalin und Dopamin ausgeschüttet, die die Körperebene stark beeinflussen. Dein Hund fühlt sich durch die ausgeschütteten Hormone extrem gut und unbesiegbar, ein Gefühl was er beim nächsten Mal nochmal fühlen möchte. Nicht umsonst spielen diese zwei Hormone bei Suchtverhalten eine große Rolle. Durch das Verhalten deines Hundes erfährt er demnach auf der Verhaltensebene und der Körperebene sehr viel Bestätigung.

Unbewusste Bestätigung durch dich als Halter:in
Die nächste Bestätigung lieferst du als Halter:in, auf ganz unbewusste Art und Weise. Erklärst du deinem Hund nicht zum richtigen Zeitpunkt, dass er sich an dir orientieren soll und das Wachen nicht seine Aufgabe ist, so belohnst du sein Gebell unbewusst. Der richtige Zeitpunkt ist weit bevor er beginnt zu bellen und zum Zaun zu rennen. Des Weiteren belohnst du sein soziales, bzw. in dieser Situation unsoziales Verhalten, wenn dein Hund außerhalb dieser Situation sich ganz frei bewegen darf. Hunde definieren sich und ihren Status über Räume. Umso freier dein Hund sich bewegen darf, (im Garten und auch im Haus), umso mehr sagst du ihm damit „dein soziales Verhalten ist ok“. Wir Menschen hingegen definieren unseren Status über Geld. Umso mehr Geld wir haben, umso freier können wir uns bewegen.

Weitere Ursachen, die das Bellen am Zaun begünstigen sind Angst und Unsicherheit (oft bei Territorialverhalten), Langeweile, Unterforderung, Frust (das er nicht hindarf), überreizte Nerven etwa durch Schlafmangel oder einfach aus Spaß.  

Meinem Hund das Bellen im Garten abgewöhnen, so geht’s!

Damit dein Hund künftig im Garten entspannt, statt zu pöbeln, ist es in erster Linie wichtig ihm zu vermitteln, dass er nicht zuständig ist und dies in DEINEN Aufgabenbereich fällt. Es geht darum ihm klarzumachen, was er darf und was er nicht darf, wer Führung übernimmt und wer für alle verantwortlich ist. Da dein Hund dich wahrscheinlich im Garten schon nicht wahrnimmt, wenn er „seiner“ Aufgabe nachkommt, ist es ratsam genau dort anzufangen, wo du es leichter hast UND wo das Gartenproblem entstanden ist: In eurem Wohnbereich. Genau hier startest du damit, deinem Hund zu erklären wer führt und wer folgt. Des Weiteren ist es wichtig ganzheitlich zu schauen, um schnellstmöglich Erfolge zu erzielen:

  • Versteckte Themen angehen
    Schlafmangel oder eine innere Anspannung begünstigen das Bellverhalten. Sie sorgen für überreizte Nerven und emotionale Ausbrüche. Keine gute Grundlage, um neues entspanntes Verhalten zu lernen
  • Management nutzen
    Zu Beginn darfst du es euch einfach machen. Sorge für einen Sichtschutz, sodass dein Hund erstmal nicht auf die Idee kommt in die Kontrollaufgabe zu rutschen. Klebe dafür die Scheiben soweit ab wie nötig oder platziere den Hundeplatz an eine andere Stelle.
  • Kontrolle im Garten übernehmen
    Im Garten darf dein Hund sich vorerst nicht mehr frei bewegen. Du teilst ihm einen Platz zu, den er nur mit dir zusammen (wenn nötig an der Leine) verlassen darf. Somit appellierst du nicht nur an sein sozial Verhalten (wie oben beschrieben), sondern du verhinderst den Sprint zum Zaun. Sollte dein Hund von seinem zugewiesenen Platz aus Passanten anbellen, so lass ihn bellen. Das Bellen ist nur ein Symptom, welches wir eh nur schwer unterbinden können. Solange er auf seinem Platz bleibt, ignorieren wir seine Laute.

Wenn du und dein Hund im Wohnbereich schon geklärt habt, wer führt und wer sich führen lässt, wirst du merken, dass dein Hund seltener und weniger intensiv bellen wird. Oft schauen die Hunde nach dem ersten Beller zum Halter, ganz nach dem Motto: „Soll ich das klären oder machst du das?“. Solch eine Anfrage hätte dein Hund dir vorher niemals gestellt, doch da du dich als „würdig“ erwiesen hast, traut er dir nun auch die Gartensituation zu. Nun liegt es an dir mit der richtigen Anleitung und der richtigen Technik, weiterhin die Führung zu behalten und diese auszubauen.

Nein zu Anti Bell Halsband und Co.

Du könntest es dir auch einfach machen und das Bellverhalten mit einem Anti Bellhalsband, einer Wasserflasche oder einem Zitronensprayhalsband unterdrücken. Im ersten Moment scheint es so, als würde dein Hund verstehen und akzeptieren, dass er das nicht machen soll. Doch in ihm drin beginnt es zu brodeln. Da aus seiner Sicht keiner nun für den Garten zuständig ist und sich auch keiner als „würdig“ erwiesen hat, fühlt sich dein Hund hilflos. Sein Grundbedürfnis nach Sicherheit ist unerfüllt und genau das brauchen Hunde, um in die Entspannung zu finden. Einige Hunde halten dies kaum aus und beginnen trotz Strafreiz wieder, am Zaun zu bellen. Wird ein Strafreiz immer und immer wieder gesetzt, stumpfen die Hunde ab. Er wird diesem gegenüber unempfindlicher.

Natürlich ist es wichtig, deinem Hund zu erklären, dass er das nicht tun soll. Dies sollte jedoch immer fair und konstruktiv geschehen, was bei diesen Hilfsmitteln leider unerfüllt bleibt.

Dein Hund bellt am Zaun Passanten an und du hast Schwierigkeiten, ihn davon abzuhalten? Ich helfe dir, die Führung zu übernehmen, sodass dein Hund loslassen kann. Sende mir jetzt deine Anfrage!

Erfahre was deinem Problemhund fehlt, um sich zu entspannen und zu lernen.