Wenn du bei Google eingibst „Welcher Hund passt zu mir“, steht auf (fast) jeder Seite das Gleiche: Eine Kategorisierung von kleinen bis großen Rassen und eine Beschreibung ihres Wesens bzw. ihrer Persönlichkeit. Das mag in einigen Fällen auch so stimmen, ganz oft eben auch nicht. Seltener steht in einer Beschreibung die Herkunft und der Zuchtzweck dieser Rasse, die für dich als Halter:in viel wichtiger sind. Sie beeinflusst nicht nur euren Alltag, sondern auch mögliche Themen, die im Laufe des Zusammenlebens mit hoher Wahrscheinlichkeit auf euch zukommen werden.
Eigenschaften Hund: Entscheidend ist der Zuchtzweck
Herkunft und Zuchtzweck einer Rasse verraten dir mehr über seine Genetik, d.h. wenn du dir einen treuen Vierbeiner zulegen möchtest, sollte dein Hauptaugenmerk immer auf diesen beiden Punkten liegen statt auf der Wesens- und der Persönlichkeitsbeschreibung (dazu gleich mehr).
Der Zuchtzweck und die Herkunft beschreiben, wofür diese Hunde gezüchtet und selektiert wurden. Sie beschreibt die Genetik, die in jedem Hund vorhanden ist und irgendwann im Laufe seines Lebens zum Vorschein kommt. Mit den Informationen der Herkunft und dem Zuchtzweck, kannst du dich also darauf vorbereiten und etwas dafür tun, dass die Genetik irgendwann nicht zum Thema wird und euren Alltag belastet. Territoriales Verhalten, Jagen von Wild oder kleinen Hunden, Hüteverhalten am Menschen und „Mannesschärfe“ (Bereitschaft gegen Menschen scharf vorzugehen) sind in unserer Gesellschaft nicht sehr beliebt. Dabei tut der Hund nur das, wofür er damals gezüchtet wurde, um uns Menschen das Leben zu erleichtern. Nun „plötzlich“ ist das nicht mehr gewünscht.
Wichtig ist zudem zu wissen: Genetik steht über Gehorsamkeit. Dein Hund kann super trainiert sein und dir gehorchen, doch gibt es immer eine Grenze. Spätestens dann, wenn dein Hund in Stress gerät und eine gewisse Linie überschritten wurde, folgt dein Hund seiner Genetik, statt auf dich zu hören. Die Genetik beinhaltet auch die Tendenzen und die Bereitschaft eines Verhaltensmusters wie Kampf- und Fluchtverhalten.
Wesens- und Persönlichkeitseigenschaften hinterfragen
Die Wesens- und Persönlichkeitsbeschreibung gibt dir einen groben Richtwert, wie dein Hund ist bzw. später sein wird, der allerdings nicht eintreten muss. Zudem sind Beschreibungen wie „aggressionsfrei“, leichtführig, gehorsam und anfängerfreundlich“ unbedingt zu hinterfragen, denn nicht immer ist das auch so gegeben.
Beispiel: Wesen und Persönlichkeit vom Labrador
Der Labrador wird im Wesen beschrieben als freundlich, sanftmütig und kinderlieb. Er wird als perfekter Anfängerhund deklariert. Ja, sie sind freundlich und besitzen auch einen hohen Grad an „Will to please“ (der Wille zu Gefallen), der es einem Anfängerhalter sicherlich einfach machen könnte. Es ist jedoch immer ein schmaler Grad zwischen „ich will gefallen“ und „eigentlich bin ich total überfordert“. Zusammen mit einer geringen Frusttoleranz werden Labradore dann schnell emotional, sodass viele Anfängerhalter überfordert sind. Solche Informationen findest du sicherlich nicht in einer Rassebeschreibung, die jedoch euren Alltag maßgeblich beeinflusst. Natürlich gibt es auch den Bilderbuchlabbi, aber eine Rasse beschreibt noch lange nicht das Wesen und die Persönlichkeit.
Beispiel Wesen und Persönlichkeit vom Menschen:
Menschen, die in Deutschland geboren wurden, sind nicht alle gleich „typisch“ deutsch. Nicht jeder Deutsche ist pünktlich, effizient und sparsam, obwohl dies als „typisch deutsch“ deklariert wird. Manche sind es sicherlich, aber eben nicht alle. Viele sind sogar das komplette Gegenteil.
Hunderassen Charakter: So formt sich Wesen und die Persönlichkeit
2/3 der Persönlichkeit und des Wesens werden geformt von Umwelteinflüssen wie Erfahrungen, Umgang mit Artgenossen/Menschen, Führsorge der Mutter, Krankheiten, Lebensraum, Lebensumstände, etc. Besonders in jungen Jahren beeinflusst diese zusammen mit dem Hormonhaushalt die Gehirnentwicklung, die Verhaltensweisen steuert. Diese Umwelteinflüsse lassen aus rassegleichen Hunden, sogar Geschwisterhunde, ganz unterschiedliche Persönlichkeiten und Wesenseigenschaften entstehen.
Die übrigen 1/3 sind der Genetik, dem Zuchtzweck, zugeschrieben und unveränderbar. Dieser Teil wird vor allem dann präsent, wenn unsere Hunde ein gewisses Stressmaß nicht mehr aushalten können. So schaltet der Schalter beim Jagdhund um, sobald er Wild sichtet, der Hütehund beginnt den Jogger von hinten zu zwicken und der Wachhund lässt keinen mehr in das Haus. Dabei ist akuter Stress oft nicht die Ursache für genetisches Verhalten. Es ist eher Hintergrundstress, der immer wieder die genetischen Verhaltensmuster triggert.
Wenn du einen Mischling hast oder dich für einen entscheiden möchtest, dann schau einfach nach dem Zuchtzweck aller bekannten Rassen, die dein Hund in sich trägt. So kannst du dir ebenfalls ein Bild von euren möglichen Themen im Alltag machen und bereits aktiv etwas tun, damit das nicht zum Problem wird
Dein Hund zeigt Verhaltensweisen, die seiner Genetik entsprechen und du hast Schwierigkeiten ihm diese „abzugewöhnen?“ Ich helfe dir und deinem Hund, die Ursachen herauszufinden, die genetisches Verhalten triggern und welche Möglichkeiten ihr habt, ein anderes Verhaltensmuster zu etablieren. Sende mir jetzt deine Anfrage!