Im Juni wendeten sich Saskia und Stephan verzweifelt an mich, da ihr knapp 2 Jahre alter Boerboel-Mix Rüde Balu ihren Alltag massiv einschränkte und normale Spaziergänge kaum noch möglich waren. Balu ist auf der einen Seite ein sehr verschmuster Geselle, der mit seinen Augen jeden verzaubern kann. Doch dann gab es noch die andere Seite, die ihn unberechenbar und mit seinen 50 kg extrem gefährlich machten.
Liebe Saskia und lieber Stephan, was war euer Wunsch, als ihr euch an mich gewendet habt und wie kam es überhaupt dazu?
Unser Wunsch war, dass Balu sich angemessen in Begegnungen mit fremden Menschen verhält und dass er generell sicherer und ruhiger im Alltag wird. Zudem war es uns wichtig, dass wir seinen extremen Jagdtrieb unter Kontrolle bekommen.
Wie empfandet ihr den Alltag mit Balu?
Der Alltag mit Balu war teilweise sehr anstrengend. In der Wohnung rannte er uns immer hinterher und kam kaum zur Ruhe. Draußen war er sehr gestresst. Er reagierte sehr stark auf Bewegungen, z.B. von Katzen. Längere Spaziergänge und fremde Umgebungen überforderten ihn. Menschenbegegnungen waren kaum zu händeln, vor allem wenn diese nah waren oder in seinem Territorium. Besuch konnten wir kaum empfangen, da Balu ihn stellte und massiv verbellte. Er war auch sehr wenig an uns orientiert und sehr mit der Außenwelt beschäftigt.
Wie liefen die Menschenbegegnungen damals ab und wie habt ihr euch dabei gefühlt?
Bei Begegnungen mit fremden Menschen (ohne Hund) bellte Balu tief und sprang unkontrolliert in die Leine, wenn uns diese zu nah kamen. Besonders heftig wurde es, wenn die Menschen dabei Balu auch noch anschauten. Bei 50 kg ist das überhaupt kein Spaß. Unterhaltungen von Mensch zu Mensch waren kaum bis gar nicht möglich. Waren die Menschen weiter entfernt oder hatten sogar einen Hund dabei, so war das kein Problem. Balu reagierte zudem intensiver, wenn diese Begegnungen in seinem Territorium stattfanden, jedoch eben auch nicht immer. Wir fühlten uns hilflos, es war uns peinlich und unangenehm.
Warum hat aus eurer Sicht das bisherige Training nicht funktioniert?
Wir haben einiges ausprobiert, vor allem gutes Verhalten positiv mit Futter belohnt. Das hielt jedoch nur so lange an, solange Futter vorhanden war oder Balu noch nicht in seinem Tunnel war. Zudem hat das Training nicht funktioniert, da bei Balu nicht tiefer geschaut wurde. Sein schlechter Umgang mit Außenreizen und Bewegungen sowie sein dünnes Nervenkostüm wurde u.a. durch einen massiven Schlafmangel ausgelöst.
Saskia: Wie hast du unser Erstgespräch empfunden?
Das Erstgespräch war toll. Ich fühlte mich so verstanden, dass ich sogar weinte. Ab dem Gespräch wusste ich, dass Balu kein hoffnungsloser Fall war, sondern dass sich im Alltag viel ändern muss, damit sich etwas verändern kann.
Wann habt ihr gemerkt, dass sich etwas bei Balu verändert hat und woran habt ihr das gemerkt?
Bereits nach 2-3 Wochen haben wir Veränderungen bemerkt. Balu schläft viel mehr, bei Begegnungen mit fremden Menschen löst er viel weniger aus und wenn doch, dann beruhigte er sich deutlich schneller als zuvor. Selbst die nahe Begegnungen mit einer Katze konnte Balu das erste Mal gut aushalten.
Saskia: Gab es für dich Rückschritte und/oder Herausforderungen und wenn ja, wie bist du damit umgegangen?
Ja, es gab auch Situationen, die herausfordernder waren als andere. Bei vereinzelten Begegnungen mit fremden Menschen tickte er unverhofft doch aus und dann intensiver als zuvor. Aber ich dachte mir, dass ich solche Konfliktsituationen nutzen kann, um Punkte zu sammeln.Durch dich habe ich gelernt, dass genau solche Konfliktsituationen notwendig sind, um unsere Beziehung zu Balu zu stabilisieren und letztendlich solche Situationen ein für alle Mal zu klären. Habe ich mit Balu keine Konflikte, so kann sich nichts verändern.
Gab es AHA-Momente, die euch bis heute in Erinnerung blieben?
Ja! Es gab so einige AHA Momente. Uns war nicht klar, dass der Schlafmangel Balu so stark im Verhalten beeinflusst. Wir haben beobachtet, dass wenn Balu zu wenig schläft, er draußen viel reizempfänglicher und dadurch deutlich schneller gestresst ist, als wenn er genug schläft. Man kann auch sagen, dass die Ruhe im Haus Balus Verhalten draußen positiv beeinflusst. Umso weniger Ruhe Balu zu Hause bekommt, umso mehr ist er draußen gestresst und gereizt, genau wie wir Menschen.
Auch ein AHA Moment war, als wir verstanden, dass sein Problem mit den Menschen nicht die Hauptursache für sein Verhalten war. Bei Balu gab es verschiedene Umstände, die dafür gesorgten, dass er sein volles Potential zum Vorschein brachte. Neben dem massiven Schlafmangel haben wir Balu falsches Futter gegeben. Durch dieses haben wir sein explosives Verhalten unwissentlich nur noch gepusht. Auch durfte Balu viel zu viel entscheiden. Wir können nicht von Balu verlangen, dass er draußen keine Entscheidungen trifft, wenn er es an anderen Stellen immer und überall darf.
Was wir damals schon beobachten konnten war, dass Balus Verhalten sich nach der Kastration massiv verschlechterte. Nun konnten wir genau verstehen, warum das so war und was sich durch die Kastration im Körper verändert hat.
Wie empfandest du unsere bisherige Zusammenarbeit?
Die Zusammenarbeit fand ich bisher sehr toll, da sich bei Balu in dieser kurzen Zeit sehr viel positiv verändert hat.
Danke euch beiden, dass ihr euch die Zeit genommen habt! Im nächsten Beitrag gehe ich näher darauf ein, wie genau wir Balu geholfen haben.
Dein Hund verhält sich draußen unkontrolliert und rastet selbst bei kleinen Reizen immer wieder aus? Ich helfe dir und deinem Hund zu mehr Entspannung im Alltag! Sende mir jetzt deine Anfrage!