Die Spaziergänge mit Balu waren für Saskia und Stephan nicht nur sehr anstrengend, sondern auch oft sehr emotional. Mit seinen 50 kg konnte Saskia Balu kaum halten, wenn er auf Außenreize oder Menschen reagierte. Solches Verhalten erregte viel Aufmerksamkeit und die beiden wussten nicht mehr weiter, fühlte sich hilflos. Sie waren sehr bemüht und probierten viel aus, um Balu auf den richtigen Weg zu bringen. Es gab keinen, der wirklich helfen konnte, bis wir uns im Juli zu einem Intensivtermin trafen.
Was war das Problem von Balu:
Bei Begegnungen mit fremden Menschen (ohne Hund) bellte Balu tief und sprang unkontrolliert in die Leine, wenn diese zu nah kamen. Besonders intensiv wurde dieses Verhalten, wenn die Menschen Balu dabei auch noch anschauten. Mit seinen 50 kg konnte Balu kaum gehalten werden. Den Spaziergang unterbrechen, um sich mit den Nachbarn zu unterhalten war kaum bis gar nicht möglich. Menschenbegegnungen, die innerhalb seines Territoriums stattfanden, fielen entsprechend heftiger aus als außerhalb. Waren die Menschen außerhalb des Territoriums und weiter entfernt oder hatten sogar einen Hund dabei, so war das kein Problem. Neben dem aggressiven Verhalten gegenüber fremden Menschen hatte Balu weitere Themen, die die Menschenbegegnungen negativ begünstigten und den Alltag schwieriger machten:
- Ständige innere Anspannung
- Stalking der Halter (hinterherlaufen)
- Intensives Jagdverhalten
- Starke Territorialität (draußen sowie im Haus)
- Sehr schnell gestresst durch Außenreize
- Draußen: Sehr mit der Außenwelt beschäftig, keine Orientierung an den Haltern
- Schlafmangel
Der Wunsch von Saskia und Stephan war, dass Balu lernt, sich angemessen bei Menschenbegegnungen zu verhalten, dass er generell sicherer und ruhiger im Alltag wird und dass sie den Jagdtrieb kontrollieren können.
Hund bellt Menschen an: 3 Gründe, warum das bisherige Training erfolglos blieb
- Immer nur ja statt nein
Jeder Halter ist es seinem Hund schuldig, ihm die Regeln des Lebens, vor allem die in unserer Menschenwelt, zu erklären, d.h. sein Verhalten mit ja oder nein zu beantworten. Würden wir nur gutes Verhalten belohnen (z.B. sitzen und gucken) und negatives ignorieren (Pöbeln an der Leine) oder sogar aus der Situation gehen, so wie es zuletzt gemacht wurde, so lernt unser Hund nicht, dass er das nicht machen soll. Im Gegenteil: Er war mit seinem Verhalten erfolgreich und die damit verbundenen Suchthormone Dopamin und Adrenalin festigen dieses Verhalten zusätzlich, welches daraufhin immer schlimmer wird. Dann werden wir sauer, weil wir uns schämen und uns hilflos fühlen. Wir verpassen unserem Hund einen Leinenruck oder meckern ihn an, was aus Hundesicht extrem unfair ist. In Balus Welt gab es nur ja und ein nein wurde nicht verständlich kommuniziert. Ihm fehlte demnach die Klarheit, was er darf und was er nicht darf. Saskia und Stephan fehlte das genaue Handling, WIE sie Balu ein nein freundlich, bestimmend und fair kommunizieren, sodass er es versteht und vor allem akzeptiert. - Futter, Futter, Futter
Das bisherige Training von Balu hat ebenfalls nicht funktioniert, da ausschließlich mit Belohnung gearbeitet wurde, d.h. gutes Verhalten wurde mit Futter belohnt. Das kann so nicht funktionieren, da unsere Hunde wie oben bereits beschrieben Grenzen brauchen, um sich zu orientieren. Futter ist auch nicht die Lösung sondern sollte als Hilfsmittel im Training betrachtet werden. Des Weiteren ist es wichtig, WIE das Futter eingesetzt wird und welches Ziel dahintersteht. Wir haben in Konfrontationen ebenfalls Futter genutzt, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Unsere Futtertechnik beeinflusst das Gehirn, denn es geht nicht um das Futter selbst, sondern um den Geruch. Futter kann, wenn dieses gut und zum richtigen Moment eingesetzt wird, das Gehirn im Denkmodus halten. Ein Hund der emotional reagiert, wie Balu, nimmt oft nur Informationen von einem Sinnesorgan wahr: den Augen. Kommt jedoch der Geruch hinzu, so kann das Gehirn mithilfe der Sinneseindrücke von Augen und Nase die Situation angemessen bewerten und entsprechend reagieren. So kann der Hund nicht in seinen Tunnel rutschen und emotional werden. Der Futtergeruch ist also nur ein Hilfsmittel, um das Gehirn, welches das sichtbare Verhalten steuert, zu beeinflussen. Es wird zudem weder ablenkend noch bestechend eingesetzt. - Zu viel Verantwortung, zu viele Entscheidungen
Hunde, die solche Themen haben wie Balu sie hatte, treffen nicht nur in akuten Situationen die Entscheidungen (wann wird wie stark reagiert), sondern auch in weniger stressigen und für uns Menschen irrelevanten Situationen, die im Alltag stattfinden. Umso mehr unser Hund entscheiden darf, umso mehr ist er davon überzeugt, dass er das auch in anspruchsvollen Situationen tun soll. Wenn wir von unserem Hund verlangen die Entscheidung abzugeben, so müssen wir uns zunächst in seinen Augen beweisen und uns nicht an ihn anpassen. So war es auch bei Balu. Aufgrund dessen, dass er viel zu viele Entscheidungen treffen durfte, war es für ihn selbstverständlich die Entscheidung auch bei den Menschenbegegnungen zu treffen und dementsprechend zu reagieren.
Hund aggressiv gegen fremde Menschen: Balus Lösung
Da Balus Verhalten sehr intensiv, oft unberechenbar war und ihn mit seinen 50 kg extrem gefährlich machten, haben wir den kompletten Alltag umgestellt. Nur so war es möglich, eine schnelle und nachhaltige Verhaltensverbesssung zu erzielen. Wie Saskia und Stephan bereits im Interview verrieten, waren die ersten Erfolge bereits nach 2 Wochen sichtbar. Das haben wir gemacht:
- Energie: Wer führt und wer folgt
Damit starke Hunde auch folgen und die Verantwortung abgeben können ist es wichtig, dass du ihnen zeigst, dass du führen kannst. Kein Hund würde einem nassen Sack folgen oder sogar zutrauen, dass er die Gruppe vor Gefahren beschützen kann. Es geht demnach um deine Energie und was du denkst. Es geht darum, wie du auftrittst, wie selbstsicher du dich fühlst und wie du danach handelst. Warum wohl lassen sich große Hunde wie Dobermänner von kleinen „Trethupen“ so beeindrucken und gehen einem Streit lieber aus dem Weg? Weil der Kleine sehr selbstsicher auftritt und keine Sekunde an sich zweifelt. Er ist demnach sehr von sich überzeugt. Diese Energie durften auch Saskia und Stephan für sich entdecken. Schritt für Schritt. Erst nur im außen: Kopf hoch, Brust raus, flotter, kontinuierlicher und zielgerichteter Gang mit lösungsorientiertem Gedanken: Lauf neben mir! Umso mehr Erfolge du im Alltag mit deinem Hund sammelst, umso kraftvoller wird deine Energie im Inneren und umso energetischer wirst du: du führst und dein Hund folgt. Diese Einstellung setzt jedoch voraus, dass du dich emotional von deinem Hund „löst“ und ihn als den betrachtest, der er ist. - Verantwortlichkeiten
Wenn wir von Balu verlangen wollen, dass er draußen keine Entscheidungen mehr treffen darf (weil seine Entscheidungen absolut unangemessen sind = Menschen anpöbeln oder manchmal sogar fliehen) dann müssen wir bereits an anderen für uns unwichtigen Stellen anfangen ihm zu erklären, dass er die Verantwortung abgeben soll. Tun wir das nicht und greifen nur in anspruchsvollen Situationen ein, so ist dies Balu gegenüber absolut unfair. Warum sollte er eine gefährliche Situation seinen Haltern überlassen, wenn diese sich vorher nicht als würdig erwiesen haben. Balu kann demnach nicht darauf vertrauen, dass er sicher ist und dass seine Halter das ohne ihn schaffen. Balu wurden demnach im Alltag alle Entscheidungen abgenommen. Er durfte verstehen, dass er für nichts verantwortlich ist. - Freiheitsentzug
Balu durfte sich weder draußen, noch im Haus frei bewegen. Wenn er sich bewegte, dann ausschließlich mit den Haltern zusammen, d.h. die Halter holten ihn von seinem Platz ab und brachten ihn auch wieder dorthin. Egal, ob es raus ging oder nur zum Futternapf. Balu wurde komplett die Freiheit entzogen. Der Spaziergang wurde so strukturiert, dass die Halter Balu (weiterhin) ausschließlich an kurzer Leine führten und ihm zudem zwei Pipistellen vorschrieben. Er durfte weder schnüffeln, noch von links nach rechts laufen. Tierquälerei? Nein, absolute Hundesprache mit Klarheit und Fairness. Hunde definieren sich über Räume. Umso freier sich sie drinnen und draußen bewegen dürfen, umso mehr die Info: Dein Sozialverhalten ist gut. Grenzen wir unsere Hunde ein, so lautet die Info: Dein Sozialverhalten gegenüber der Gruppe und anderen Individuen ist nicht ok. Übrigens: Hunde untereinander machen genau das, seit tausenden von Jahren und es funktioniert. Wir Halter müssen verstehen, dass Hunde anders denken als Menschen. - Runterregulieren
Die Interaktionen mit Balu liefen immer nach einem bestimmten Muster ab, sodass Balu schnell lernen konnte, dass er runterfahren soll und dass er nicht mehr dran ist: Spaziergang -> Fressen -> Extra -> Kuscheln. Letzteres wird je nach Hundetyp, Verhalten und Intensität kürzer gehalten. In der Zwischenzeit wurde Balu ignoriert. Das kam ihm zugute, denn er hatte mit seinen insgesamt 9 Stunden Schlaf ein absolutes Defizit, was unbedingt auf 18 Stunden erhöht werden musste. - Druck rauslassen
Balu hat ein sehr großes Beiß – und Kaubedürfnis, welches unbedingt befriedigt werden musste. Daher wurde ihm als Extra ein Beißring, eine Schleckmatte oder ein Kong zur Verfügung gestellt. Es ist wichtig, diesen Druck rauszulassen, ansonsten würde sich diese Anstauung beim kleinsten Reiz mit deutlich höherer Intensität entladen. - Körperliches Gleichgewicht
Das körperliche Ungleichgewicht in Balus Körper führte dazu, dass er schneller, intensiver und langanhaltenderes Aggressionsverhalten zeigte, als eigentlich „nötig“ war. Wir stellten das Futter um, welches den Baustoff für Adrenalin enthielt und gaben zudem ein Zusatzmittel, welches den Baustoff für Serotonin lieferte. Serotonin ist wichtig für das Wohlbefinden, die Zufriedenheit, steuert die Angst- und die Impulskontrolle. Zudem wirkt sich Serotonin auf den Schlaf-Wach-Rhythmus aus, denn aus Serotonin wird das Schlafhormon Melatonin gebildet. Das kam Balu zugute, denn durch seinen Schlafmangel von 9 Stunden hatte er ein sehr dünnes Nervenkostüm, was sein ganzes Verhalten beeinflusste. - Eskalation
Eskalationen werden nicht vermieden, sondern mit den richtigen Handgriffen gelöst. Es ist wichtig genau in solchen Situationen Balu auf hündisch zu erklären, dass sein Verhalten nicht in Ordnung ist, ohne die Situation zu verlassen. Würden wir dies tun, kann Balu nicht lernen. Demnach bekamen Saskia und Stephan die richtigen Handgriffe an die Hand, WIE sie Balu in solchen Situationen händeln können und diese mit einem Lernerfolg abschließen.
Mit diesen 7 Alltagsveränderungen war es Saskia und Stephan möglich, Balus Verhalten bereits nach 2 Wochen positiv zu verändern. Ich bin den beiden sehr dankbar, dass sie sich so akribisch an den Plan gehalten haben und voller Vertrauen waren, denn nur so war es möglich, Balu zu helfen.
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