Hund hat Angst vor Fliegen: Eure Lösung – Seevetal

Egal ob Bienen, Wespen, Mücken, Marienkäfer oder Fliegen. Dein Hund horcht auf und sobald er das Fliege-Geräusch hört, beginnt er zu hecheln, läuft ziellos umher, versteckt sich oder erstarrt sogar. In diesem Zustand ist er kaum ansprechbar und in seinem unerreichbaren Tunnel. Solltest du deinen Hund bei dieser Beschreibung wiederfinden, so leidet dein Hund an einer Fliegen- oder auch Insektenangst. So erging es auch Niko, der durch die Anwesenheit einer Fliege absolut gestresst war.

Hund hat Angst vor Fliegen: Eure Lösung

Es gibt zwei typische Reaktionen, die ein Hund mit Fliegenangst zeigt: Der eine verkrümelt sich in eine selbstausgesuchte Ecke/Raum und bibbert dort weiter, statt sich zu entspannen und der andere läuft ziellos und völlig gestresst umher. Beide Typen zeigen jedoch die gleiche Abwesenheit und sind kaum bis gar nicht ansprechbar. Sie lassen sich auch nicht beruhigen und sind oft noch viele Minuten nach dieser Situation unentspannt. Mit diesen 4 Tipps kannst du deinem Hund, helfen sich selbst sicher zu machen, um die Insektenbegegnung gut zu überstehen.

  1. Basis: Beziehung stärken
    Damit dein Hund sich in einer so hochemotionalen Situation von dir helfen lässt, ist es essenziell, dass du dich in seinen Augen erstmal als würdig erweist. Auch wir gehen mit Problemen nicht zur Nachbarin, mit der wir nett quatschen. Wir gehen zu jemandem, der sich als vertrauensvoller und souveräner Ansprechpartner in vorherigen Situationen bereits bewiesen hat. Es geht demnach um eure Beziehung, die Sicherheit und Vertrauen beinhaltet. Ist eure Beziehung instabil, merkst du dies sehr schnell, wenn dein Hund sich nach der 2-3 Fliegensituation nicht von dir helfen lassen will. Beziehung stärken bedeutet weder Signale wie Sitz und Platz zu verwenden noch Leckerlis zu benutzen. Beziehung bedeutet miteinander eine Sprache zu sprechen, sich zuzuhören, Konflikte im Alltag zu erkennen und diese gemeinsam zu lösen. Eine stabile Beziehung zueinander ist die Basis, um hochemotionale Themen wie die Fliegenangst zu überwinden. Mehr dazu findet du hier.
  2. Fluchtverhalten unterbinden
    Würde dein Hund sich nach Fliegensichtung verkrümeln und dann entspannen, dann wäre alles in Ordnung. Dein Hund merkt, dass es ihm nicht gut geht und er tut etwas für sich, um sich besser zu fühlen. Doch das ist meist nicht der Fall. Fluchtverhalten, welches am Ende nicht zur Beruhigung führt, muss unterbunden werden. Da es nicht zum Ziel führt (Entspannung), ist dies keine gute Strategie, um die Situation neu zu bewerten. Dein Hund hat somit nicht die Möglichkeit zu lernen, dass er sicher ist und die Fliege einfach nur nervt. Zum anderen ist die Flucht immer selbstbelohnend, d.h. die Flucht lohnt sich mehr als sich mit der Situation auseinanderzusetzen. Sollte dein Hund weglaufen, so unterbindest du dieses Verhalten, kurz bevor er losläuft und bietest ihm dann eine Lösung an. 
  3. Lösungen anbieten in zwei Schritten
    Egal, ob dein Hund erstarrt oder in das Fluchtverhalten geht, du bietest ihm immer eine Lösung an. Ob dein Hund diese annimmt, hängt ganz davon ab, ob ihr eine stabile und tiefe Beziehung zueinander habt (Punkt 1: Basis). Fehlt hier die Tiefe, wird sich dein Hund nicht auf dich einlassen und loslassen können.

    Schritt 1  
    Sobald dein Hund die Fliege wahrnimmt, jedoch bevor er erstarrt oder flüchtet, rufst du ihn zu dir. Kommt er nicht, so holst du ihn zu dir ran. Nun hältst du deinen Hund ganz nah an deinen Körper und übst leichten kontinuierlichen Druck aus. Das kann eine einfache Umarmung sein oder der Platz zwischen deinen Beinen. Wichtig: Es wird nicht gestreichelt. Das Nervensystem soll runterfahren, doch das Streicheln wirkt aktivierend. Das Nervensystem fährt hoch und so macht das Streicheln alles oft noch viel schlimmer.

    Tipp für dich: Dein Hund wird die ersten Male von dir wegwollen und sich in deinen Armen winden. Ja, das ist zu Beginn ganz normal, denn er hatte zuvor gelernt, dass er sich irgendwie selber helfen musste (auch wenn dies erfolglos blieb). Du hältst deinen Hund fest. Bei Bedarf kannst du ihm auch gut zureden. Einigen Hunden tut dies sehr gut. Sobald dein Hund einen Moment innehält, d.h. die Gegenwehr aufhört, gehst du zu Schritt 2.

    Schritt 2
    Du bringst deinen Hund zu seinem Sicherheitsort. Das kann sein Lieblingsliegeplatz oder der Platz unter dem Waschbecken sein. Wichtig ist, dass du ihn dort hinführst, um eine mögliche unkontrollierte Flucht zu verhindern. Nutze dafür ggf. eine Leine. Zudem sollte der Platz eine optische Abgrenzung bieten, d.h. den Hund einfach auf den Fußboden ablegen ohne Decke ist unvorteilhaft. Durch die klare Abgrenzung teilst du deinem Hund einen bestimmten Raum zu und lässt kein Platz für Spielraum. Das Wiederum zeigt deinem Hund, dass du einen genauen Plan hast, dass du genau weißt, was du tust und die Situation vollkommen unter Kontrolle hast. Liegt dein Hund nun hier, so bringst du deinem Hund eine Schleckmatte oder einen Kong, befüllt mit leicht schleckbaren Lebensmitteln, z.B. Leberwurst, Frischkäse oder Quark. Das Schlecken hilft deinem Hund sich zu beruhigen. (Harte) Leckerlis, die sofort abgeschluckt werden, wirken nicht beruhigend. Auch tiefgefrorene Lebensmittel eignen sich für diese Situation nicht. Während dein Hund beschäftigt ist, gehst du auf Fliegenfang und eliminierst die „Gefahr“. 

    Tipp für dich: Bleibt dein Hund nicht auf seiner zugewiesenen Decke liegen, so ist das ein Indiz dafür, dass ihr in eurer Beziehung noch mehr in die Tiefe gehen müsst. Er vertraut dir in dieser für ihn anspruchsvollen Situation noch nicht und kann somit nicht loslassen.
  4. An die Fliege gewöhnen (Gegenkonditionierung)
    Oft fürchten unsere Hunde das, was sie nicht kennen. So ist es auch bei uns Menschen. Du kannst außerhalb der beschriebenen Akutsituation deinem Hund helfen, die Fliege unter kontrollierten Bedingungen besser kennen zu lernen. Dafür nutzt du die Gegenkonditionierung und einen Clicker. Der Clicker unterstützt deinen Hund auf zwei Ebenen. Zum einen hilfst du deinem Hund im Denkmodus zu bleiben und sich mit dem Angstauslöser zu beschäftigen (Konzentration) und zum anderen kündigt das Geräusch ein Leckerli an. Du fügst deinem Hund demnach etwas Gutes hinzu.

    Dabei kannst du dich in kleinen Schritten vorarbeiten und den Angstauslöser steigern. Beispiel: Dein Hund interagiert zunächst mit der toten Fliege auf dem Tisch, dann die lebende Fliege im Glas, über das alleinige Fliegengeräusch bis hin zur fliegenden Fliege im Raum. Jedes Mal, wenn dein Hund sich mit der Fliege beschäftigt (anschauen, hingehen, beschnüffeln, anlecken, etc.), bestätigst du dieses Verhalten mit dem Clicker. Danach bekommt dein Hund ein Leckerli. Das wiederholst du einige Male.

    Eine Videoanleitung findest du in diesem Beitrag. Das Video zeigt meine Nala, die an starker Gewitterangst litt und die ich u.a. durch die Gegenkonditionierung fast vollständig auflösen konnte. Statt die Interaktion mit dem Donner/Blitzlicht zu clickern, clickerst du die Interaktion mit der Fliege.

Wusstest du, dass es sich bei der Fliegenangst eigentlich um eine Furcht handelt? Furcht ist die Angst vor etwas Spezifischem, z.B. das Geräusch einer Fliege, der Geruch oder die komischen Bewegungen einer Fliege. Angst hingegen beschreibt vielmehr eine Sorge, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Angst ist demnach unspezifisch. Umgangssprachlich wird jedoch immer von einer Angst, statt einer Furcht gesprochen. Eine übersteigerte Furcht kann sich sogar zur Phobie entwickeln. Starkes Hecheln, Speicheln, Bellen/Jaulen etc. sind Indizien für eine übersteigerte Furcht, die noch lange nach einer Fliegensituation bestehen bleibt.

Dein Hund hat genau wie Niko Angst vor Fliegen? Ich helfe dir, deinem Hund zu zeigen wie er sich in solchen Situationen selbständig helfen und beruhigen kann. Sende mir jetzt deine Anfrage!

Erfahre was deinem Problemhund fehlt, um sich zu entspannen und zu lernen.