Erziehung Hund: 30 Märchen rund um den Hund – Seevetal

In den letzten 11 Jahren begleiteten mich so einige Märchen rund um die Hundeerziehung, die ich teilweise selbst geglaubt habe. Doch durch die Erfahrung vieler Kundenhunde die ich begleiten durfte und darf sowie durch meine eigene Hündin Nala, konnte ich sehr viele für mich als nichtig erklären. Einige beeinträchtigen das Zusammenleben, die Kommunikation und somit die artgerechte Hundeerziehung sehr, weshalb ich sie dir hier aufgeführt und plausibel widerlegt habe. So kannst du dir einen Überblick verschaffen, egal ob du gerade in der Labrador Erziehung steckst oder dein Hund einer anderen Rasse zugehört, denn ein Hund ist ein Hund.

Hundeerziehung und 30 Mythen

  1. Schwanzwedeln bedeutet Freude – falsch!
    Die Rutenbewegung und die Bewegungsintensität sagen nichts über die Emotionen eines Hundes aus, sondern spiegeln den Erregungszustand wieder. Dieser Erregungszustand kann positiv als auch negativ sein, welcher jedoch nicht über die Rute kommuniziert wird. Beobachte doch mal: Ist die Situation zwischen zwei Hunden angespannt, kannst du eine Rutenbewegung feststellen und das ist keine Freude.
  2. Strafe ist schlecht – falsch!
    Hier müssen wir erstmal ganz klar definieren, was Strafe bedeutet, denn fälschlicherweise wird in unserer Gesellschaft dieses Wort mit körperlicher Gewalt oder unsozialem Verhalten (z.B. anschreien) assoziiert. Eine Strafe wird jedoch immer dann als Strafe empfunden, wenn das eigene Bedürfnis nicht erfüllt wird, z.B. das Hinsetzen statt des Losspringens. Je nach Persönlichkeitstyp wird das Strafmaß von jedem einzelnen Hund unterschiedlich bewertet. Was jedoch wichtig ist und leider oft vergessen wird: Wird der Hund gestraft, weil er sich dem Artgenossen gegenüber unsozial verhält, sollte dies leise, fair, emotionslos und immer mit einer vorgegebenen Lösung vom Halter geschehen. Einfach einen Leinenruck zu geben ist wenig konstruktiv, der Hund stumpft ab und/oder hält sich aus Angst zurück. Setzen wir eine Strafe konstruktiv, so kennen unsere Hunde die Grenzen und Grenzen geben Orientierung.
  3. Der Hund braucht ausschließlich positive Verstärkung und Lob – falsch!
    Loben wir unsere Hunde für alles was sie tun und bekommen dafür auch noch einen Keks, so haben wir mehrere Probleme die sich irgendwann im Hundeleben zeigen werden.
    • Zum einen tut dein Hund alles nur noch für einen Keks, statt für dich, was einer Erpressung gleichkommen könnte. Nicht gerade die Verbindung, die wir uns wünschen.
    • Hast du keinen Keks dabei, wird er das gewünschte Verhalten nicht zeigen.
    • Er geht dadurch eher einem Ritual nach, statt mit dir in die Kommunikation zu kommen.
    • Sicherheit und Vertrauen können sich nicht so vertiefen, wie es sein sollte, denn diese werden ausschließlich durch Zweisamkeit (Freude/Verbundenheit) und Grenzen etabliert.
    • Nur „ja“ sagen bedeutet gleichzeitig unerwünschtes Verhalten vom Hund zu ignorieren. Ignoranz sagt deinem Hund jedoch nur „das ist ok, was ich mache“, obwohl es absolut nicht ok ist.

    Wie oben schon beschrieben: Ein guter Mix aus positiv und negativ helfen deinem Hund sich in unserer Menschenwelt zurecht zu finden. Nur so kann das Zusammenleben zwischen Mensch und Hund gut funktionieren.
  4. Den Hund ignorieren, um unerwünschtes Verhalten zu beenden – falsch!
    Wie oben schon beschrieben, weiß der Hund in vielen Situationen nicht, dass er gerade etwas falsch macht. Auch wenn der Hund dann wieder gutes Verhalten zeigt und dafür Lob erhält, weiß er immer noch nicht was falsch lief, sondern nur, was gut war. Wenn dein Hund am Zaun bellt, wird er nicht damit aufhören, wenn du ihn belohnst, wenn er leise ist. Auch uns Menschen tut es gut auch mal „nein“ zu sagen oder gesagt zu bekommen.
  5. Streit unter Hunden: „Die klären das allein“ – falsch!
    Die meisten Hunde bekommen sich in die Wolle, weil wir Halter nicht/zu wenig die Hundesprache sprechen und mit unseren Hunden in dieser kommunizieren. Es ist nicht in Ordnung, wenn mein Hund andere Hunde attackiert oder gemobbt wird. In beiden Fällen sollte jeder Hundehalter:in die Verantwortung übernehmen und die Situation kontrollieren und im besten Fall klären. Leben die Hunde in einer sozialen Gemeinschaft, so sieht alles nochmal etwas anders aus. Sind die Hunde sich fremd, ist es wichtig, dass wir Halter:innen Verantwortung übernehmen. Nur unter bestimmten Voraussetzungen sollten wir Hundehalter eine Auseinandersetzung unter fremden Hunden laufen lassen, ansonsten kann es schnell unschön werden: Jeder Hundehalter sollte seinen und den Fremdhund sehr gut lesen können. Er sollte den Unterschied zwischen Imponier- und Drohverhalten kennen, denn in diesem Wechsel kippen die meisten Situationen und die Hunde beißen sich. Zudem gehört ein sehr gutes Bauchgefühl dazu und jeder Halter sollte seinen Hund auch in anspruchsvollen Situationen abrufen können. Ist das nicht der Fall, so kann eine Auseinandersetzung ganz schnell sehr ungemütlich werden.
  6. Hohes Energielevel: „Der ist ja noch klein und jung, der darf das“ – falsch!
    In unser heutigen Gesellschafft ist es leider selbstverständlich, dass ein hohes Energielevel, vor allem bei den Welpen, von uns Halter:innen geduldet oder sogar noch (oft unbewusst) bestätigt wird. Natürlich sind die Jungen noch lebhafter und das dürfen sie auch bis zu einem gewissen Maß sein. Doch zu viel hohe Energie ist nicht nur schlecht für den Hund, sondern auch für das Rudel, die Umgebung und das ganze Hundeverhalten, weil unser Hund daraus lernt, dass wild sein ok ist. Aber keiner von uns oder unseren Hunden mag unruhige Lebewesen um sich herum. Sogar die Mutterhündin zeigt von Anfang an: lebhaft -> ok, wild -> nein! Wir Halter:innen dürfen dies von der Mamahündin einfach mitübernehmen. So lernt unser wilder Vierbeiner schnell, sich zurückzunehmen und zu entspannen. Der wichtigste Grundstein für einen entspannten Alltag.
  7. „Die müssen mal ordentlich spielen“ – falsch!
    Wie oben schon beschrieben, ist das „Durchdrehen“ mit dem Hundekumpel absolut kontraproduktiv. Adrenalin und Dopamin fluten den Körper und wirken wie eine Droge, nach der er immer mehr verlangt. Umso öfter unser Hund beim Spielen durchdreht, umso mehr wirkt sich dies auf andere Alltagssituationen aus. Ein gutes Hundespiel kann auch mal schnell sein (rennen), doch sind viele Spielstopps und Wechsel mit dabei.  Und dann darf nochmal geschaut werden, ob das Spiel wirklich ein Spiel ist, denn oft ist das nicht der Fall.
  8. Auslastung ist das A und O – falsch!
    In den letzten 11 Jahren meiner Tätigkeit waren es genau 3 Hunde, die unterfordert waren. Alle anderen waren eher überfordert mit sich und dem Tagespensum, welches ihnen aus Liebe auferlegt wurde. Auslastung ist wichtig, vor allem für anspruchsvolle Rassen. Doch umso mehr der Fokus auf der Auslastung liegt, umso weniger kommen unsere Hunde zur Ruhe und verlernen diese im schlimmsten Fall. Vor der Auslastung steht demnach immer das Erlernen von Ruhe und Pausen, und zwar auf Knopfdruck! Erst wenn dein Hund runterfahren kann, ist das Auslastungsthema dran.
     
  9. „Der gewöhnt sich schon daran“ – falsch!
    Es gibt viele Gründe, warum sich ein Hund nicht ohne deine aktive Unterstützung an Situationen oder Reize gewöhnen kann. Etwa, wenn ein Trauma vorliegt, die Emotion Angst im Vordergrund steht oder der Hund hochsensibel ist. Angenommen du gehst mit deinem Hund in ein Café, damit er seine Angst vor Menschenmengen verliert. Entweder wird dein Hund völlig panisch oder er wird sich ergeben und die Situation über sich ergehen lassen. In beiden Fällen hat dein Hund nicht nur nichts gelernt (zu viel Stress blockiert das Lernen), sondern das Vertrauen zu dir wird stark belastet. Diese reine Reizüberflutung ist eine Therapieform (flooding), von der ich absolut abrate, denn hierbei geht mehr kaputt als gewonnen wird.
  10. „Ein Hund darf nicht gezwungen werden etwas zu machen“ – falsch!
    Wie oben beschrieben, ist es NICHT in Ordnung den Hund ohne Vorarbeit in einer Situation sich selbst zu überlassen. Doch wenn die Basis vorhanden ist, tiefes Vertrauen und Sicherheit zum Halter besteht, so ist es sogar wichtig den Hund mit aktiver Unterstützung aus Verhaltensmustern und Situationen zu befreien, auch wenn der Hund das zunächst nicht möchte. Würden wir das nicht tun, würde der Hund es nicht selbst schaffen und bleibt in seinem alten Verhaltensmuster gefangen. Manchmal ist es wichtig, dem Hund zu helfen, Situationen neu zu bewerten.
  11. „Der Mensch geht zuerst durch die Tür“ – falsch!
    Diesen und ähnliche Sätze („der Hund darf nicht auf die Couch und zuerst isst der Mensch, dann der Hund“) sollen dem Hund demonstrieren, dass der Mensch der Rudelführer ist. Tatsächlich ist dies jedoch ein Irrglaube, denn ein Rudelführer hat nicht immer den besten Liegeplatz, er läuft nicht immer voran oder frisst zuerst. Er könnte all dies jedoch zu jeder Zeit für sich beanspruchen, wenn er das wollte und das Gegenüber akzeptiert dies freiwillig. Nur durch die Akzeptanz der Beanspruchung entsteht eine Dominanzbeziehung, vorher nicht. Daher sollte der Fokus nicht auf „Erster/Zweiter“ liegen, sondern darauf, mit welcher Energie unser Hund etwas tut und wie er darauf reagiert, wenn wir Hundehalter etwas beanspruchen. Beispiel Tür – keine Dominanzbeziehung: Vor dem Spaziergang wird der Hund vom Halter mit der Wade/dem Fuß von der Tür weggedrängelt. Dann öffnet er die Tür, wobei der Hund sich vielleicht noch zurücknehmen kann. Dann geht der Halter durch die Tür und spätestens, wenn die Leine sich spannt, schießt der Hund los, am Halter vorbei. Hier wurde der Hund äußerlich (vielleicht sogar mit Signal) in eine Position gebracht, jedoch ist der Hund mit dem Kopf immer noch in der hohen Energie und hat nur Augen/Ohren für das „go“, statt für den Halter. Beispiel Tür – Dominanzbeziehung: Ich zeige meinem Hund körpersprachlich und aktiv, dass er zu nah an der Tür ist, wobei ich seine Akzeptanz einfordere. Ohne diese geht es nicht weiter. Akzeptiert er dies, reguliert er seine Erregung und Erwartungshaltung automatisch runter. Er orientiert sich an mir und geht gesitteter raus, weil ER sich dafür entschieden hat.
  12. „Umso lauter und aktiver der Hund, umso massiver die Korrektur“ – falsch!
    Umso hibbeliger und emotionaler ein Hund auf irgendeine Situation reagiert, umso ruhiger sollte der Halter reagieren, ansonsten bauscht sich die Energie noch weiter auf. Zum anderen möchte ich, dass mein Hund sich ruhig(er) verhält, daher sollten wir Halter mit der entsprechenden ruhigen Energie als Vorbild vorangehen.
  13. „Harter Umgang für harten Rassen“ – falsch!
    Es gibt Rassen, die aufgrund von Gewicht, Genetik und Verhaltensintensität ein anderes Handling benötigen als andere. Dennoch rechtfertigt dies keinesfalls eine „härtere“ Hand als bei anderen Hunden. Strenger ja, härter nein. Ein harter Umgang sagt zudem mehr über den Halter aus, als über den Hund und das weiß er auch.
  14. „Angst ignorieren, sonst wird es schlimmer“ – falsch!
    Dieser Mythos bröckelt zum Glück langsam. Die Emotion Angst kann durch Zuwendung nicht verstärkt werden, im Gegenteil. Geteiltes Leid ist halbes Leid, wobei hier die Qualität der Zuwendung eine große Rolle spielt. Einfach nur Halten ist meist besser als viel Streicheln. Das einzige, was durch deine Zuwendung verstärkt wird, ist die Verhaltensreaktion. Diese sind jedoch weitaus weniger schlimm, als der Vertrauensbruch der durch eine Ignoranz entsteht.
  15. „Ihr habt ein Bindungsproblem, wenn dein Hund wegläuft“ – falsch!
    Wenn dein Hund wegläuft, hat dies nichts mit damit zu tun, ob du mit deinem Hund eine gute, sichere oder eine schlechte Bindung zueinander pflegst, denn das Bindungsverhalten läuft gegensätzlich zu dem Erkundungsverhalten. Nur eins der beiden Systeme kann aktiv sein. Das Bindungsverhalten beinhaltet deine Nähe aufzusuchen und das Erkundungsverhalten beinhaltet die Umwelt zu erkunden. Es handelt sich hierbei also um zwei völlig gegensätzliche Ziele. Äpfel können eben nicht mit Birnen verglichen werden.
  16. Kastration, DIE Lösung bei Verhaltensproblemen – falsch!
    Sie wird gerne als Lösung für viele Verhaltensprobleme angepriesen, ist meiner Erfahrung nach jedoch oft der Beginn schlimmerer Probleme. Das liegt daran, dass die Produktionsstätte der verhaltensauslösenden Hormone (z.B. bei Aggressionsverhalten) in den Gonaden (Hoden oder Eierstöcke) ODER eben in der Nebennierenrinde liegt. Wird der Hund kastriert, werden die Gonaden entfernt. Lag die Hormonproduktion für das Aggressionsverhalten jedoch in der Nebennierenrinde (und das ist sehr oft der Fall), so reagiert der Hund weiterhin mit einer Aggression. Ob eine Kastration aufgrund des Verhaltens sinnvoll ist oder nicht, ist im Einzelnen zu betrachten und kann bei Rüden mit einem Kastrationschip getestet werden. Hierzu ist jedoch anzumerken, dass eine richtige Kastration sich nochmal anders auf den Körper auswirken kann, als ein Chip.
  17. Ein Welpe MUSS in die Hundeschule – falsch!
    Solange der Welpe ruhigen Sozialkontakt zu anderen unterschiedlichen Hunden hat, sei es durch Nachbarn, Freunde oder auf dem Spaziergang, ist der Besuch einer Hundeschule nicht unbedingt notwendig.
  18. Ballverbot für alle – falsch!
    Ja, das Ballhetzen fördert den Jagdtrieb sowie das unkontrollierte Jagen. Zudem werden Adrenalin und Dopamin im Körper ausgeschüttet, die wiederum für Suchtpotential und eine allgemeine innere Anspannung sorgen. Es gibt Rassen, bei denen ein Ballspiel (bereits im Welpenalter) absolut kontraproduktiv ist und später sogar gefährlich werden kann. Doch dann gibt es auch Hunde, die sich nicht zum Balljunkie entwickeln, Spielraum in der Genetik haben und schnell von 100 auf 0 runterzufahren können. Solange dies der Fall ist und euer Alltag entspannt abläuft, spricht nichts gegen ein gesittetes kurzes Ballspiel. Beachte bitte nur eins: Umso höher das Energielevel deines Hundes, umso weniger Impulskontrolle beherrscht er und umso anfälliger wird dein Hund für Verhaltensauffälligkeiten im Alltag.
  19. Ein Hund muss jeden Tag spazieren gehen – falsch!
    Der Gassigang ist für uns und unsere Hunde ein Ritual, was Freude und Zusammengehörigkeit bedeutet. Wir Menschen haben dieses erfunden, um einem Hobby nachzugehen oder einfach mal rauszukommen. Eine Entwicklung der Gesellschaft, worüber der Bauer vor 100 Jahren mit seinem Hofhund heute wohl schmunzeln würde. Zum anderen haben unsere Hunde nicht mehr die gleichen Aufgaben wie vor 100 Jahren und brauchen etwas Beschäftigung. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass es Tage gibt, an denen nur das Nötigste im Garten zu erledigen ist. Warum? Bist du krank oder dir geht es schlecht, hast mit deinem Hund aber Themen auf dem Spaziergang (z.B. Hundebegegnungen, Ängste oder viel Stress durch Außenreize), so merkt dein Hund deine instabile Energie und alles wird nur noch schlimmer. Daher erlaube dir und deinem Hund Ausnahmen zu machen, die euch im Nachgang mehr nützen, als die Gassirunde durchzuziehen.
  20. Hunde brauchen Fleisch Fleisch Fleisch – falsch!
    Ist dein Hund angespannt, kommt nicht zur Ruhe, ist oft/immer in Habachtstellung und reagiert unangemessen emotional (Aggression/Angst), dann kann das an zu viel Fleisch liegen. Fleisch enthält die Aminosäure Tyrosin, die wiederum der Baustein für die Stresshormone ist. Fütterst du deinem Hund viel Tyrosin, so „verbaut“ der Körper das, was ihm angeboten wird und entlädt sich im Verhalten. Auch unser Hund ist, was er isst.
  21. Spaziergang: „Ich muss mich interessant machen, damit mein Hund sich an mir orientiert“ – falsch!
    Oh ja, wie viele Jahre habe ich mich für Nala „interessant“ gemacht, was mich zugegebenermaßen absolut genervt hat. Dabei sollten wir nicht vergessen an wem wir Menschen uns orientieren. Meist nicht an denen, die uns „bespaßen“, sondern an denen die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen, auch wenn wir uns mal nicht einig sind. Die die immer fair sind und mit offenen Karten spielen. Die, die uns lieben, so wie wir sind. Warum sollte das bei unseren Hunden anders sein? Wenn du möchtest, dass dein Hund dir folgt und sich an dir orientiert, darfst du auch genau das von deinem Hund erwarten. Kommunikation ist eure Lösung, nicht der Keks und auch nicht die ständigen Spiele.
  22. „Du darfst deinem Hund nicht in die Augen schauen, denn es ist eine Bedrohung“ – falsch!
    Ein Mythos, der sich wirklich hartnäckig hält und es wert ist, ihn zu durchleuchten. Es heißt, wenn wir unserem Hund in die Augen schauen, würden wir ihn bedrohen. Eine Bedrohung kommt jedoch nur Zustande, wenn alle anderen Parameter wie die Anspannung der Augenbrauen/Mundwinkel/Stirn, die Energie und die entsprechende Körpersprache gleichermaßen bedrohlich ausgerichtet sind. Die Augen selbst können ebenfalls differenziert Emotionen ausdrücken. Doch egal, um welche Emotion es sich handelt, ein Blick sagt deinem Hund in erster Linie „ich rede mit dir“. Es ist daher essenziell unseren Hund anzuschauen, wenn wir etwas von ihm möchten. Menschen, die uns beim Reden nicht anschauen, empfinden wir als unangenehm und komisch, weshalb wir ihnen aus dem Weg gehen. Hinzukommt, dass DU es doch bist, der deinen Hund anschaut und du bist nicht fremd. 
  23. Konsequent sein ist im Training das A und O – falsch!
    Meiner Meinung nach ist das Timing viel wichtiger, denn wenn du im richtigen Moment mit einer angemessenen Intensität ja oder nein sagst, wird dein Hund dich und deine Entscheidungen nicht in Frage stellen. Daraus resultiert, dass du dich mehr zurücklehnen kannst, denn dein Hund fragt nicht mehr an. Macht absolut Sinn, oder?
  24. Fehleinschätzung: „Mein Hund ist besonders dominant“ – falsch!
    Die meisten Hunde die „dominant“ sind, sind eigentlich nur frech und dürften etwas mehr Erziehung und Beziehung genießen 😊
  25. Hundeboxen sind für den Hund wie ein Gefängnis – falsch!
    Es gibt viele Hunde die diese Art der Begrenzung als absolut erholsam empfinden, auch wenn es zu Beginn noch nicht so scheint. Vor allem unruhige, hibbelige und grenzenlose Hunde profitieren von solchen Boxen, was jedoch auch ein normaler offener Hundeplatz sein kann. Wir Menschen brauchen die Freiheit, freuen uns, das ganze Haus auch mal für uns allein zu haben. In unseren Köpfen ist so eine „Freiheitsberaubung“ negativ verknüpft und sollte aufgelöst werden, denn Hunde die Alltagsthemen haben, reagieren erst so, WEIL sie zu viel Freiheit haben. Zu viel Freiheit ist für viele Hunde eine absolute Überforderung.
  26. Hundebegegnung: „Die müssen sich mal Hallo sagen“ – falsch!
    Ich frage dich: Fragst du jeden Menschen auf deinem Weg: „Hallo, wer bist du, woher kommst du und wohin möchtest du?“ Wohl nein. Komischerweise erwarten wir das aber von unseren Hunden. Hinzu kommt, dass die Kommunikation unserer Hunde durch die Leinen und (sehr) engen Wege massiv eingeschränkt ist, wodurch es zu künstlich erzeugten Konflikten kommt. Normalerweise würden die Hunde sich auf 30 Meter Entfernung sehen und bereits dann entscheiden, Kontakt ja oder nein. Auch wenn die Hunde sich mal nicht begrüßen dürfen, weil es einfach mal so ist, dann geht es den Hunden genauso gut wie vorher.
  27. Welpenschutz für die Kleinen – falsch!
    Unter Welpenschutz verstehen die meisten, dass Welpen sich sehr viel herausnehmen dürfen und alle Rudelmitglieder beide Augen zudrücken, wenn der kleine Kerl etwas tut, was er nicht tun soll. So etwas gibt es nicht und wenn es so wäre, würde dies absolut keinen Sinn ergeben. Ja, einige Artgenossen sind geduldiger und sanftmütiger als andere, dennoch setzen auch sie die Regeln durch, nur eben auf eine andere Art und Weise. Für jeden Hund ist es wichtig zu verstehen, was er darf und was nicht. Nur so kann er sich sicher in seiner Umwelt bewegen. Würden die Regeln erst nach 3 oder 6 Monaten gelten, so ist dies eine Willkür, die Unsicherheit schürt und zu Unmut führen kann.
     
  28. „Wenn ich streng zu meinem Hund bin, liebt er mich nicht mehr“ – falsch!
    Tatsächlich höre ich dies immer mal wieder von Kunden, die vor dem Training befürchten, dass ihr Hund sie nicht mehr liebt, wenn Regeln etabliert und diese freundlich und bestimmend durchgesetzt werden. Doch genau das Gegenteil tritt ein. Umso klarer wir unsere Regeln für uns gesetzt haben und diese freundlich und bestimmend durchsetzen, umso mehr wird unser Hund uns bewundern und lieben. Hunde, die vorher sehr eigenständig waren oder Zuwendungen kaum aushalten konnten, suchen nach wenigen Wochen aktiv die Nähe des Halters. Distanz schafft eben Nähe.
  29. „Mein Hund hört super, deshalb bin ich der Rudelführer“ – falsch!
    Wenn ein Hund gut auf Kommandos hört und der Streber in der Hundeschule ist, liegt der Trugschluss nah, dass der Hund sich dem Halter unterordnet und ihn als Rudelführer sieht. Doch ob er das tut oder nicht, entscheidet sich dann, wenn es ums Sozialverhalten geht und nicht um die Ausführung von auftrainierten Signalen. Signale wie „Sitz“ oder „Platz“ unterliegen einem Formalismus. Der Hund hat gelernt sich bei „Sitz“ hinzusetzen. Äußerlich bringen wir unseren Hund somit in eine Form, seine Emotionen hingegen bleiben. Fordern wir in einer anspruchsvolle Situation das auftrainierte „Sitz“ ein, z.B. bei der Hundebegegnung, so wird der Hund diesen Formalismus bis zu einem gewissen Grad ausführen können. Ist der Stress zu hoch, ignoriert er das Signal und reagiert mit einem (meist) unangemessenen Sozialverhalten. In diesem Moment ist dem Hund auch egal, dass der Hundehalter das „Sitz“ verlangt hat. Die Emotion bleibt somit, trotz Ausführung des Signals „Sitz“ vorhanden und der Hund steigert sich hinein. Doch wie in Punkt 11 schon aufgeführt, besteht nur eine Dominanzbeziehung, wenn die Akzeptanz vorhanden ist. Bekommt der Halter die Akzeptanz, also das Einverständnis das Sitzen ok ist, so kann der Hund auch seine Emotionen selbständig regulieren. Wir sollten daher nicht die Erziehungs- und die Beziehungsebene verwechseln. Sehr gut erzogene Hunde können viele Probleme im Sozialverhalten haben, während Hunde mit einem sehr guten Sozialverhalten noch nicht mal das Kommando „Sitz“ beherrschen. Interessant, oder?
  30. „Mein Hund will mich beschützen und verteidigt mich“ – falsch!
    Angenommen du gehst mit deinem Hund spazieren und eine Menschengruppe kommt dir entgegen. Dein Hund bellt und springt in die Leine. Die Annahme, dass dein Hund dich in dieser Situation beschützen möchte, liegt nah. Doch tatsächlich sind es nur wenige Hunde, die wirklich ihren Halter bzw. das Rudel beschützen würden. Der Großteil möchte sich nur selbst beschützen, sind der Meinung, sie sind verantwortlich die Situation zu klären oder sind sogar selbst massiv überfordert, weshalb diese unangemessene Reaktion entsteht. Auch das Bellen am Zaun (Wachverhalten) muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass der Hund auch beschützen würde (Schutzverhalten). Hier sollte also nochmal genau geschaut werden, welches Ziel der Hund mit seinem Verhalten verfolgt.

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