Ist dein Hund auch eine „verrückte Nudel“ oder kennst du jemanden, der mit solch einem Hund zusammenlebt? Diese Hunde haben es in sich und sind nicht ganz einfach durch den Alltag zu führen, denn Verhaltensweisen wie ständiges Bellen, nervöses Hin- und Herlaufen, Anspringen, in die Leine beißen, bis hin zur Zerstörungswut lassen das eigene Stresslevel deutlich steigen. ADHS beim Hund ist kein offizielles Krankheitsbild, fühlt sich jedoch für viele Halter:innen so an. Gut gemeinte Tipps laufen ins Leere, denn ein Blick reicht aus und der Hund fährt hoch und an Beruhigung ist nicht zu denken. „Mein Hund kommt nicht zur Ruhe, doch warum ist das so?“. Stellst du dir auch diese Frage?
So auch mein Kundenhund Tayson. Er war ein Boxer, der mit seinen 31 kg mehrmals am Tag seine „Anfälle“ bekam und dabei mehrere Körbchen und Möbelstücke zerstörte. Er war teilweise nicht ansprechbar, bellte ununterbrochen und grabbelte so lange an der Kleidung der Halter, bis diese Löcher hatten und auf der Haut ein blauer Fleck zu sehen war. Sein Grund, der Erregungslevel war sehr hoch und endete in totaler Unkontrollierbarkeit. An das Anamnesegespräch erinnere ich mich bis heute noch sehr gut, denn beide Halter waren sich trotz der ganzen Kraftanstrengung sicher: Tayson geht es nicht gut und er bittet mit seinem Verhalten um Hilfe.
Hund kommt nicht zur Ruhe: 10 mögliche Ursachen
- Ungleichgewicht in den körperlichen Systemen: Gehirn, Hormonhaushalt und Nervensystem
- Schlafmangel
- Überforderung im Alltag
- Unterforderung im Alltag
- Genetische Veranlagung von den Elterntieren
- Angeborenes hohes Stresslevel (Stresshormonübertragung der Mutterhündin im Uterus)
- Frühkastration (mangelnde Impulskontrolle und schlechte Stress- und Emotionsregulierung)
- Schmerzen und/oder Krankheiten
- Fehlende/nicht ausreichende Sozialisation
- Missverständnisse in der Kommunikation
Diese, vor allem die ersten drei Punkte, sind meiner Erfahrung nach die häufigsten Ursachen, warum ein Hund nervös ist und es ihm schwer fällt, in die Ruhe zu kommen. Bei 90% meiner Kundenhunde sind mehrere Ursachen gegeben, wie auch bei Tayson, der 6 von 10 Ursachen aufwies. Hier ist wieder die genaue Anamnese ausschlaggebend, um die richtige Behandlung gewährleisten zu können. Schau doch einmal bei deinem Hund und überlege, welche Ursache(n) der Auslöser für das nervöse Verhalten sein könnte.
Hyperaktivität bei Hunden: Darum reicht reines Training nicht aus
Dein Trainingsplan stand und war super durchdacht, doch wieso wird dein Hund nicht ruhiger? Der Hund bellt weiterhin, teilweise wird es sogar noch schlimmer. Dies muss nicht zwangsläufig daran liegen, dass der Plan schlecht oder die Anamnese nicht gründlich genug war. Vielleicht ist der Körper einfach noch nicht bereit, dies anzunehmen bzw. sich darauf einzulassen. Ein Beispiel aus meinem Alltag: am Mittwoch hatte ich viel zu tun und noch einiges zu erledigen. Mein Mann bat mich, mich zu ihm zu setzen und einen Kaffee zu trinken. So setzte ich mich zu ihm mit dem Gedanken, etwas zu entspannen sei eine gute Idee. Nach 2 Minuten waren meine Gedanken wieder bei meinen Aufgaben und ich trank den Kaffee noch schneller, während ich immer unruhiger wurde. Nach 2 Minuten und 20 Sekunden konnte ich nicht anders: ich sprang auf, entschuldigte mich und rannte hektisch aus der Tür, um meine Sachen zu erledigen. Der Wille mich zu entspannen war da, doch mein Körper konnte die Entspannung nicht annehmen. Klingt irgendwie logisch, oder?
Wie kann ich meinen Hund beruhigen?
Behandlungs- und Trainingspläne sollten im ersten Schritt immer die Erholung für Hund und Halter beinhalten. Das bedeutet, der Alltag wird für die ersten zwei Wochen so umstrukturiert, dass der Körper und Geist runterfahren und sich somit auf die Entspannung einlassen können. Erst dann folgt das Training.
- Stress- Angst- und Aggressionssituationen vermeiden (unterstützt das Nervensystem sich zu beruhigen und Wohlfühlhormone, die gegensätzlich zu den Stresshormonen wirken, können ausgeschüttet werden)
- Fütterung anpassen, damit im Gehirn ein Wohlfühlhormon ausgeschüttet werden kann
- Stress reduzieren und dem Hund 1x täglich etwas zum Schlecken geben (z.B. einen Kong)
- Fokus auf ruhige Auslastung legen z.B. Such- und Schnüffelspiele statt Ballspiele
- Aromaöle (werden im limbischen System – das Emotionszentrum im Gehirn – aufgenommen und setzen entsprechende Impulse)
- Deckentraining (körpersprachlich) zur Entspannung
- Farbtherapie
- Aufbau und/oder Vertiefung der Beziehung zwischen Halter:innen und Hund. Dies fördert Vertrauen, Sicherheit, Ruhe und Entspannung.
Dies sind nur einige Ideen, die du nutzen könntest, um deinen Hund zu unterstützen, wieder sein inneres Gleichgewicht zu erlangen. Da jeder Hund ein Individuum ist und seine ganz eigenen Themen hat, sehen die Behandlungs- und Trainingspläne entsprechend unterschiedlich aus. Wichtig zu wissen ist jedoch für jeden Plan: alle Maßnahmen, die dazu beitragen, den Hund wieder in die Ruhe zu bringen, greifen ineinander wie ein Zahnrad. Das eine geht meist nicht ohne das andere. Das liegt daran, dass es im Körper diverse Prozesse gibt, die sich nicht nur gegenseitig begünstigen, sondern auch hemmen. Bei der richtigen Umsetzung sind bereits nach zwei Wochen große Erfolge möglich und ebnen den Weg dafür, dass dein Hund entspannen kann. Je nach Intensität des nervösen Verhaltens und der Ursache(n), sehen die Prognosen für die Zukunft unterschiedlich aus. Tayson zum Beispiel wird immer auf die Unterstützung seiner Halter angewiesen sein, da seine eigenständige Emotions- und Stressregulation nur bedingt funktioniert.
Mich berührt dieses Thema besonders, denn ich kenne beide Seiten: die des Halters und die des Hundes, denn wer meine Geschichte noch nicht kennt: auch meine Hündin Nala war ein Wirbelwind und unglaublich nervös. Damals hatte ich, wenn ich das hier mal so sagen darf, keine Ahnung von Hundeverhalten. Ich war am Rande der Verzweiflung und weinte oft bittere Tränen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich allein meinem Hund helfen konnte. Auf der anderen Seite erinnere ich mich auch an eine Zeit, in der mein Körpergefühl vor lauter Stress verloren ging und ich Impulse von außen brauchte, um wieder in das Gleichgewicht zu kommen. Ich hatte verlernt, wie ich mich entspannen kann. Und genau das brauchen auch unruhige Hunde: einen Impuls ihrer Halter:innen.
Hast du auch so einen nervösen Vierbeiner, bei dem (noch) kein Hundetraining geholfen hat? Ich helfe dir und deinem Hund zur Ruhe zu kommen und somit mehr Entspannung zu genießen. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!