Dein Hund ist eine „verrückte Nudel“ die kaum zur Ruhe kommt und ständig in Habachtstellung ist? ADHS beim Hund gibt es nicht, doch sind die Verhaltensweisen dem sehr ähnlich. Ständiges Bellen, nervöses Hin- und Herlaufen oder auch Hinterherlaufen, Anspringen, in die Leine beißen, bis hin zur Zerstörungswut füllen euren Alltag mit viel Stress. Allein dein Blickkontakt oder eine Berührung veranlassen deinen Hund hochzufahren, sodass du Schwierigkeiten hast, ihn wieder aus seinem Tunnel rauszuholen.
So war es auch bei dem 31kg schweren Boxer-Rüden Tayson, der während seiner täglichen „Anfälle“ mehrere Körbchen und Möbelstücke zerstörte. Er war teilweise nicht ansprechbar, bellte ununterbrochen und grabbelte so lange an der Kleidung der Halter, bis diese Löcher hatten und er auf der Haut blaue Flecke hinterließ. Tayson hatte ein großes Thema mit der Regulation von Stress, egal ob positiv oder negativ. Die Abfolge des Verhaltens war zudem immer gleich und endete in der Unkontrollierbarkeit. Erkennst du deinen Hund wieder?
Unruhige Hunde: 10 mögliche Ursachen
In den meisten Fällen sind es mehrere Ursachen, die das Verhalten deines Hundes beeinflussen und somit die Hyperaktivität begünstigen oder sogar auslösen. Meiner Erfahrung nach sind die ersten zwei Gründe immer daran beteiligt und werden durch die restlichen acht ergänzt. So konnten wir bei Tayson mit Hilfe der ganzheitlichen Anamnese 6 von 10 Ursachen für sein Verhalten finden. Dadurch war es uns möglich, die richtige Behandlung und das richtige „Training“ anzuwenden, wodurch Tayson bereits nach wenigen Tagen deutlich ruhiger wurde. Diese Gründe lösen die Hyperaktivität bei Hunden aus:
- Körperliches Ungleichgewicht
Zusammenspiel zwischen Gehirn, Hormonhaushalt und Nervensystem. Ein Ungleichgewicht begünstigt schwache Nerven, Reizbarkeit, Nervosität, Unruhe und die innere Anspannung. Mach hier den Test für deinen Hund. - Instabile Beziehungsstruktur sowie Missverständnisse in der Kommunikation
- Überforderung im Alltag
- Unterforderung im Alltag
- Pränataler Stresserwerb
- Frühkastration (vor dem 3. bzw. 4.Lebensjahr)
- Schmerzen und/oder Krankheiten
- Fehlende/nicht ausreichende Sozialisation
- Genetik (Gene)
- Epigenetik (Umwelteinflüsse beeinflussen die Genaktivität)
Hund beruhigen: So geht`s!
Im ersten Schritt sollte für dich und für deinen Hund eine Erholung stattfinden, d.h. der Alltag wird so umstrukturiert, dass positiver sowie auch negativer Stress vermieden wird. Fährt dein Hund in bestimmten Situationen oder Orten hoch, vermeidest du diese zunächst oder strukturierst sie um. So verhinderst du die Ausschüttung von Stresshormonen, die das unkontrollierte Verhalten auslösen. Geratet ihr doch in solch eine Situation, dann lenkst du deinen Hund ab. Lernen tut dein Hund bei der Vermeidung erstmal nichts, doch du verhinderst die Ausschüttung von Stresshormonen. Erst wenn die Basis gelegt wurde, kannst du deinen Hund durch anspruchsvolle Situationen führen. Parallel dazu sollte euer individueller und ganzheitlicher Plan folgende Punkte beinhalten:
- Fütterung anpassen
Adrenalin fördernde Inhaltsstoffe sollten raus und Serotonin fördernde Inhaltsstoffe müssen rein. Serotonin fördert das Wohlbefinden, die innere Zufriedenheit, das Lernen und trägt zur Impulskontrolle bei. Zudem beeinflusst es den Schlaf-Wach-Rhythmus. - Beziehung stabilisieren
Durch eine stabile Beziehungsstruktur zwischen dir und deinem Hund gibst du deinem (noch) grenzenlosen Hund die Möglichkeit, Grenzen zu akzeptieren und sich in diesen zu bewegen. Dadurch bleibt dein Hund immer öfter und länger im Denkmodus, statt sich in seinen Emotionen zu verlieren und durchzudrehen. So hilfst du ihm, sich zurücknehmen und loslassen. - Ruhige Auslastung
Lege den Fokus auf die ruhige und konzentrationsfördernde Auslastung, z.B. Such- und Schnüffelspiele oder Apportieren. Dabei ist es wichtig, dass du nichts wirfst, sondern immer legst. Ansonsten förderst du die Adrenalinausschüttung und die Erwartungshaltung. Ballspiele sind für deinen unruhigen Hund erstmal tabu. - Inneren Druck reduzieren
Da nun einiges anders läuft als sonst, kann dies bei deinem Hund, der bereits mit sich und seinen Emotionen überfordert ist, eine weitere Überforderung darstellen. Das erzeugt Druck, der kontrolliert raus muss. Biete dafür deinem Hund 1x täglich eine Schleckmatte mit Quark o.ä. an. Der Mechanismus (Maul auf, Zunge raus, Zunge rein, Maul zu) sowie die Schleckbewegungen beruhigen deinen Hund und helfen ihm, den Druck rauszulassen. - Aroma- und Farbtherapie
Besonders unruhige Hunde profitieren von diesen beiden Therapien, denn sie beeinflussen die Psyche und somit das sichtbare Verhalten maßgeblich. Beide Therapien werden mit einem geringen Zeitaufwand von 5 Minuten pro Tag in den Alltag zu integriert.
Dies sind nur einige Ideen, die du nutzen kannst, um deinen Hund zu unterstützen, wieder in die Ruhe zu finden. Da jeder Hund ein Individuum ist und seine ganz eigenen Themen hat, sollten die Behandlungs- und Trainingspläne entsprechend individuell angepasst werden.
Wichtig für dich ist noch zu wissen: alle Maßnahmen, die dazu beitragen, deinen Hund wieder in die Ruhe zu bringen, greifen ineinander wie ein Zahnrad. Das eine geht meist nicht ohne das andere. Das liegt daran, dass es im Körper diverse Prozesse gibt, die sich nicht nur gegenseitig begünstigen, sondern auch hemmen. Bei der richtigen Umsetzung sind bereits nach zwei Wochen große Erfolge möglich und ebnen den Weg in euren entspannten Alltag. Beachte jedoch bitte, dass alles seine Grenzen hat. Tayson ist durch den Plan deutlich entspannter im Alltag, benötigt sein Leben lang jedoch die vorausschauende Unterstützung seiner Halter:in, da seine eigenständige Emotions- und Stressregulation nur bedingt funktioniert.
Hast du auch einen nervösen Vierbeiner, bei dem (noch) kein Hundetraining geholfen hat? Ich helfe dir und deinem Hund zur Ruhe zu kommen und somit mehr Entspannung zu genießen. Sende mir jetzt deine Anfrage!