Bei mir und sicherlich auch bei dir zuhause gibt es im Zusammenleben mit deinem Hund Regeln, z.B. ihr geht gemeinsam durch die Haustür, die Leine ist beim Spaziergang locker und der Hund auf der anderen Straßenseite ist uninteressant. Mit diesen Regeln steckst du deinen Rahmen ab, legst also Grenzen fest, was dein Hund darf und was er nicht darf. Doch Grenze ist nicht gleich Grenze und akzeptiert dein Hund die Grenze und erkennt dich somit als Rudelführer an?

Falls du mit deinem Hund Themen hast und er unerwünschtes Verhalten zeigt, könnten diese von einem zu großen Freiraum ausgelöst worden sein, der deinem Hund zur Verfügung steht. Dabei handelt es sich um ein ganz normales Hundeverhalten denn:
- je nach Persönlichkeitstyp ist der eine Hund darauf bedacht, seinen Rahmen und demnach seinen Freiraum zu erweitern. Andere wiederum tun dies nicht.
- je nach Alter ist dieses Verhalten deutlicher ausgeprägt (Pubertät)
- das Leben läuft in Wellenbewegungen, d.h. es ist niemals kontinuierlich in seinen Erlebnissen, Emotionen und Situationen. Schwierige Phasen kennen wir alle, das ist das Leben und gehört dazu. Wenn wir so eine Phase durchleben, dann sind wir so beschäftigt mit anderen Dingen, dass wir nicht sehen, dass unser Hund immer mehr Verantwortung, UNSERE Verantwortung übernimmt. Weil er das tut, weitet er so (vielleicht auch ganz unbewusst) seinen Rahmen aus.

Deinem Hund Grenzen setzen – Darum ist es so wichtig
Im Zusammenleben mit Mensch-Hund (und auch Mensch-Mensch) wird es immer Konflikte geben, denn jeder hat seine eigenen Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse. Ich sehe Konflikte als etwas Positives, denn an diesen wächst die Hund Mensch Beziehung.
Mit einem festen Rahmen begrenzt du nicht nur deinen Hund, sondern andersherum kann dieser auch deinen Hund schützen, etwa wenn ein freilaufender Hund auf deinen angeleinten Hund zu rennt. Setzt du hier deine Grenze, so übernimmst du die Verantwortung und suggerierst deinem Hund, dass du alles im Blick hast, dich aktiv kümmerst und aufpasst, dass es allen in deiner Gruppe gut geht. Diese Grenze setzt du, indem du in dem beschreibenden Beispiel den freilaufenden Hund verscheuchst und gleichzeitig deinem Hund mitteilst „ich erledige das“. Bestimmt kennst du auch das erleichternde Gefühl, wenn dein Partner oder Partnerin sich für dich einsetzt. Das Vertrauen und die Sicherheit, welche daraus resultiert, tut unglaublich gut und es schenkt innere Ruhe.
Nalas Verhalten ohne Grenzen
Wer Nala nicht kennt: Sie ist eine sehr liebevolle, genügsame und sensible Hündin, die sich jedoch auch gleichzeitig nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. Unsere Themen, welche im Zusammenleben je nach Phasen aufkommen, sind:
- Bellen im Garten und vor allem am Zaun, wenn jemand vorbeiläuft
- Bellen, wenn es an der Haustür klingelt
- Ziehen an der Leine
- Sie legt sich im Haus immer in den Weg, sodass wir um sie herumlaufen oder über sie steigen müssen
Wie du merkst, dass die Grenzen überschritten wurden
Unsere Hunde sind sehr geschickt, denn sie „erobern“ sich nach und nach immer mehr Freiraum. Bei Nala sieht das so aus: Zunächst legt sie sich einfach in den Raum, sodass wir über sie drübersteigen müssen. Irgendwann beginnt sie wieder an der Leine zu ziehen. Dann kommt das Kläffen am Gartenzaun und das Bellen, wenn es an der Tür klingelt. Spätestens jetzt fällt mir auf, dass der ursprüngliche Rahmen nicht mehr vorhanden ist.
Nun schaue ich in unseren Alltag. Kann Nala sich zurück nehmen? Wie steigt sie aus dem Kofferraum aus, wie startet unser Spaziergang, orientiert sie sich an mir (im Haus und außerhalb), kann ich sie gut lenken und ihr sagen, was sie tun soll? Achtet sie auf mich?
Dann schaue ich auf mich und sehe, dass in den letzten Wochen vor Weihnachten ganz schön viel los war und ich nicht die Verantwortung übernommen habe, die Nala benötigt um sich zurück zu nehmen.
Was du tun kannst, wenn dein Hund die Grenzen überschreitet:
So funktioniert es bei Nala

Im Alltag achte ich vermehrt darauf, dass Nala sich zurück nimmt und sich an mir orientiert (s. oben: Wartet sie, wenn ich den Kofferraum für die Gassirunde oder die Haustür öffne, usw.) So stärke ich meinen Rahmen außerhalb eines Konfliktes.
Direkt im Konflikt, also in euren Themen, ist es immer wichtig, dass du deinem Hund sagst, was falsch läuft UND was er stattdessen tun soll. Immer, wenn Nala etwas macht, was außerhalb des Rahmens liegt, schicke ich sie freundlich und bestimmend auf ihren Platz. So sage ich ihr, was sie tun soll. Theoretisch kannst du auch ein anderes Signal benutzen. Es ist nur wichtig, dass dein Hund genau weiß, was genau er tun soll. Nala`s Platz ist in keinster Weise eine Bestrafung, denn dieser ist eine konditionierte Entspannungs- und Rückzugsoase. Vielmehr sage ich ihr damit, was sie stattdessen tun soll UND ich übernehme jetzt Verantwortung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es an der Tür klingelt oder sie draußen bellt.
Es ist ratsam zu Beginn schneller als dein Hund zu reagieren, sodass er das unerwünschte Verhalten nicht zeigen kann und du ihm damit auch klar signalisierst: „Ich habe es zuerst gesehen, weil es MEINE Aufgabe ist. Ich habe die Verantwortung“.
Beispiele
- Nala rennt aus der Terassentür und möchte anfangen zu bellen. Schon der Ansatz des Rennens breche ich mit dem Signal „auf deinen Platz“ ab. Es dauert nicht lange und Nala unterlässt das unerwünschte Bellen. Du wirst schnell merken, dass dein Hund das unerwünschte Verhalten viel weniger zeigen wird und/oder dich vorher sogar „anfragt“ nach dem Motto „was soll ich jetzt tun“. Sollte meiner Nala doch ein Beller „rausrutschen“, so schicke ich sie freundlich und bestimmend wieder auf ihren Platz.
- Wenn Nala an der Leine zieht, sage ich ihr körpersprachlich freundlich und bestimmend, dass sie ihren Radius verlässt. Das funktioniert sehr gut, wenn eine gute Kommunikation vorhanden ist und die Verantwortlichkeiten vorab geklärt sind. Weniger funktioniert dies, wenn dein Hund dich bereits im Haus (wo wenig Ablenkungsreize sind) nicht als Verantwortlichen sieht.
- Legt Nala sich im Haus in den Weg, so bitte ich sie körpersprachlich freundlich und bestimmend, dass sie mich vorbeilassen soll. Wenn wir in einen Aufzug einsteigen, treten wir auch erst zur Seite und lassen die Menschen aussteigen, zu mindestens sollte dies so sein.
Nun überleg für dich, wo du mit deinem Hund im Zusammenleben Themen hast, wie oft dich dein Hund „anfragt“, wie oft sich dein Hund zurücknimmt oder bestimmte Sachen als selbstverständlich erachtet.
Fazit
Umso klarer du den Rahmen für deinen Hund festlegst und umso konsequenter du diesen durchsetzt, umso weniger wird dein Hund versuchen, diesen zu überschreiten. Warum sollte er das auch tun, wenn du so souverän bist und deine Aufgabe hervorragend ausführst (90% der Hunde haben gar kein Interesse den Rahmen so stark zu weiten, denn nicht jeder Hund hat Führungsqualitäten, was wiederum großen Stress verursacht). Es ist dabei sehr wichtig, dass du deinen Rahmen freundlich und bestimmend durchsetzt und wenig Emotion einbringst, denn nur wer bei sich bleibt, wird als souverän anerkannt.
Sollte dein Hund deinen Rahmen jedoch immer und immer wieder versuchen zu überschreiten, dann macht es Sinn, nochmal den Blick auf eure Kommunikation und euer Zusammenleben zu richten.
Woran erkennst du, dass dein Hund deinen Rahmen verlässt? Schreibe mir, ich freue mich von dir zu lesen!