Gestresster Hund: Lernen ist nicht möglich – Seevetal

Fragst du dich, warum dein Hund auch nach dem 85ten Mal nicht versteht, dass er erst aus dem Kofferraum darf, wenn er ruhig wartet? Vielleicht hast du ihm auch schon 26 Mal gezeigt, dass die Mülltonne nicht gefährlich ist oder vielleicht ist dein Hund ein Leinenpöbler, der auch nach dem 300x nicht versteht, dass es keinen Kontakt an der Leine gibt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass dein Hund nicht lernen kann.

Dein gestresster Hund und sein Gehirn

Stress ist in unserem Leben und das unserer Hunde allgegenwärtig und das ist auch gut so, denn ohne Stress könnte der Körper nicht lernen. Dabei gilt es jedoch zu unterschieden, wie intensiv der Stress auf unsere Hunde wirkt. Wird der Stress zu groß, so ist unser Hund nicht nur überfordert, sondern auch sein Gehirn läuft nicht mehr so, wie es sollte. Der Speicherprozess funktioniert dann nicht mehr. Doch wieso ist das so?

Das Gehirn ist (ganz grob) aufgeteilt in zwei Areale: Das Emotionszentrum und das Denkzentrum. Beide Areale arbeiten gegensätzlich, d.h. sie sind nicht gemeinsam aktiv.

  • Denkzentrum an – Emotionszentrum aus
    Ist dein Hund in einer Situation leicht gestresst und dennoch aufnahmebereit, konzentriert und kann Signale wie „Sitz“ umsetzen, so ist das Denkzentrum aktiv, das Emotionszentrum ruht. Er hat die volle bewusste Kontrolle über sich und sein Handeln und kann in diesem Zustand das neu erlernte Verhalten und die dazugehörige Emotion abspeichern.
  • Denkzentrum aus – Emotionszentrum an
    Ist dein Hund nun sehr gestresst, dann ist das Emotionszentrum aktiv, das Denkzentrum ruht. Dein Hund hat in diesem Zustand nicht die Möglichkeit abzuspeichern, dass der andere Hund ungefährlich ist. Das Einzige, was dein Hund abspeichert und lernt, ist seine starke Emotion, die mit dem Reizauslöser Hund in Verbindung steht.

Daher solltest du immer auf das Stresslevel deines Hundes achten und dein Handling entsprechend anpassen. Nicht nur deinem Hund tut ein achtsamer Umgang gut, sondern du schonst auch deine Nerven und sparst dir unnötiges Training.

Stress beim Hund im Training beachten

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Wenn du mit deinem Hund trainierst oder mit ihm in einem Konflikt bist, sollte sich dein Hund maximal im orangenen Stressbereich aufhalten. Dein Hund ist dann zwar gestresst, jedoch weiß er sich in dieser Situation zu helfen oder Hilfe von dir anzunehmen. Er kann noch relativ klar denken und auch sein Körper kann diese Situation gut lösen. Achte jedoch feinfühlig darauf, ob dein Hund den Anforderungen gewachsen ist oder ob die Situation und das damit verbundene Trainingsziel zu schwer ist. Sollte dein Hund in den roten Bereich rutschen, so gilt Schadensbegrenzung, d.h. die Situation verlassen oder aussitzen. Bei beiden Varianten hilfst du deinen Hund sich zu regulieren und runterzufahren (vom roten Bereich zurück zu orange und im besten Fall zu grün).

Beispiel Hundebegegnung
Meine Nala hatte eine absolute Erzfeindin. Sobald sie nur ihren Duft in die Nase bekam, spannte sie sich direkt an und ihr Stressbarometer steig. Sie war zu Beginn im orangenen Bereich noch ansprechbar, doch hätte ich nichts unternommen, so wäre ihr Stressbarometer in den roten Bereich gestiegen und dort wäre sie nicht mehr ansprechbar gewesen.

Es ist als Hundehalterin meine Aufgabe, ihr Stresslevel zu erkennen und entsprechend zu regulieren, denn sie soll im direkten Konflikt lernen, dass wir die Erzfeindin nicht angreifen, sondern an ihr vorbei gehen. Reguliere ich sie nicht, so ist ihr Gehirn nicht bereit die neue Strategie (vorbeigehen statt angreifen) zu speichern.  

Hund Stress Symptome

Folgende Verhaltensweisen zeigen dir, dass dein Hund gestresst ist:

  • Ruckartige Bewegungen von Kopf und Körper
  • Gähnen (angestrengtes Gähnen)
  • Zähneklappern und/oder Um-sich-Schnappen
  • Sträuben des Nacken- und Rückenfells
  • Tropfende Nase
  • Speicheln
  • Schnelles, angestrengtes Hecheln
  • Zittern
  • Schütteln
  • Angedrückter Rutenansatz
  • Kratzen
  • Fiepen, Bellen, Winseln
  • Ausschachten der Penisspitze
  • Plötzliche Schuppenbildung
  • etc.

Hat dein Hund im Alltag viel Stress und wenig Erholungsphasen, so treten erweiterte Stresssymptome auf, die deinen Hund auf psychischer und physischer Ebene maßgeblich beeinflussen:

  • Vergesslichkeit, Verwirrtheit und Konzentrationsmangel
  • Schreckhaftigkeit
  • Reizbarkeit
  • Übermäßig nervös und angespannt
  • Mangelndes Interesse an Reizen aus der Umwelt (Lethargie)
  • Sozialer Rückzug (Lustlosigkeit / Passivität / fehlende emotionale Reaktionen
  • Starker Emotionswechsel binnen Sekunden (z.B. Wutausbrüche)
  • Reduzierte oder übertriebene Körperpflege
  • Verändertes Schlafmuster und/oder Schlafmangel
  • Appetitlosigkeit oder Fresssucht
  • Hautprobleme
  • Verhärtete Muskeln und steifer Körper
  • Zerstörungswut
  • etc.

Hund Stress abbauen– so geht`s

Du kannst deinem Hund nach einer Stresssituation helfen, sich schneller zu regulieren. Dabei haben sich diese Tipps bewährt:

  • Such- und Schnüffelspiele (hole deinen Hund in die Konzentration und aktiviere so wieder das Denkzentrum)
  • Bewegung, z.B. zusammen laufen (der Körper baut so schneller die Stresshormone ab)
  • Tempowechsel (Schneller Schritt und langsamer Schritt im Wechsel)
  • Sag deinem Hund was er tun soll, z.B. „Sitz“ oder „Fußlaufen“
  • Halten (Dabei hältst du deinen Hund einfach fest, ohne streicheln)

Wir können so viel für unsere Hunde tun und dabei sollten wir immer unseren Blick auf das Gehirn richten, ob es bereit ist zu lernen. Das Gehirn bildet mit dem Nervensystem und dem Hormonhauhalt das körperliche Gleichgewicht. Ist ein Gleichgewicht vorhanden, so geht es unseren Hunden gut und das Lernen funktioniert. Sollte dann doch mal eine sehr stressige Situation vorkommen (so ist das Leben manchmal), weißt du spätestens jetzt, wie du deinem Hund helfen kannst, den Stress loszulassen.

Hast du das Gefühl, dein Hund kann den Stress nicht loslassen? Ich helfe dir und deinem Hund dabei auch in anspruchsvollen Situationen Ruhe zu bewahren. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

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