Praxisbeispiel: Hund knurrt mich an – Seevetal

Paco zeigt ambivalentes Verhalten: Er nähert sich mit gesenktem Kopf an, dabei knurrt er.

Dein Hund knurrt dich an und er wird immer lauter? Anfang des Jahres rief mich eine Familie zu sich, da ihr 4 Jahre alter Podhalana (Hirtenhund – Herdenschutzhund) Paco die beiden Kinder (Mädchen und Junge, jeweils in der Pubertät) ebenfalls anknurrte.

Als ich dort ankam wurde ich von der Familie sehr herzlich empfangen. Paco war sehr präsent und empfand mich als Eindringling, was seiner Genetik entsprach und für mich auch völlig in Ordnung war. So hielt ich Abstand und ignorierte ihn, um eine Eskalation zu vermeiden.

Zusammen machen wir die Erstanamnese, d.h. der zuvor ausgefüllte Bogen wurde nochmal besprochen, da ich einige Fragen hatte. Auch habe ich mir das Zusammenspiel zwischen Paco und der einzelnen Familienmitglieder angeschaut sowie auch die häusliche Umgebung. Denn Paco knurrte in einigen Situationen die Kinder an und zeigt ein ambivalentes Verhalten, d.h. sein Ausdrucksverhalten scheint nicht zusammen zu passen. Er knurrte und wollte zugleich gestreichelt werden. Kamen die Kinder die Treppe herunter und Paco lag im Wohnzimmer auf seinem Platz, so stand er auf, kreiselte und knurrte dabei. Oft ging er mit gesenktem Kopf und knurrend zu den Kindern. Bei der Fütterung knurrte Pacco ebenfalls und es fiel auf, wenn die Eltern anwesend waren, dass Paco öfter und stärker knurrte.

Behandlungsplan: Mein Hund knurrt mich an

1. Termin (Erstanamnese)
Bei der Erstanamnese bei der Familie und Paco haben sich demnach folgende Themen ergeben:

  • Verteidigung von Ressourcen (Territorium- und Futterverteidigung)
  • Stress und Überforderung durch nicht erhörte Kommunikation seitens Paco
  • Unterforderung
  • Führungskompetenz der Eltern erhöhen (im täglichen Leben)
  • Führungskompetenz der Eltern erhöhen (speziell beim Empfangen von Besuch)

Der Wunsch der Familie war ein harmonisches Zusammenleben, sodass Paco die Kinder nicht mehr anknurrt und er den Besuch gewährt. Anhand dieser Informationen verabschiedete ich mich von der Familie, um einen auf Paco und die Familie abgestimmten Behandlungsplan zu erstellen.

2. Termin (Erste Folgeberatung)

Eine Woche später war ich wieder bei der Familie und Paco und nun ging es ans Eingemachte. Den besprochenen Behandlungsplan kannst du dir hier anschauen. Damit du die Inhalte etwas besser verstehen kannst, habe ich dir Notizen in der Farbe lila hinzugefügt.

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Des Weiteren habe ich der Familie noch 2 Übungen gezeigt, wie sie ihre Position im sozialen Gefüge stärken und erhöhen, um Paco dadurch mehr Struktur und Sicherheit zu vermitteln. Es geht nicht nur darum das Verhalten zu verändern, sondern auch die dahinterliegende Emotion und Motivation.

3. Termin (Zweite Folgeberatung)

Nach 4 Wochen haben wir uns wieder getroffen und es hat sich einiges verändert:
• Die Kinder wurden nur noch sehr selten angeknurrt
• Paco kreiselte nicht mehr, wenn die Kinder die Treppe herunter kamen
• Die Fütterung klappt nun mit sehr viel Ruhe und ohne Knurren
• Der Besuch wurde weiterhin verbellt und Paco blieb nicht auf seinem Platz liegen

Die Fortschritte der ersten drei Punkte war super und alle fühlten sich sichtlich wohler. Im Haus war nun viel mehr Ruhe und besonders die Eltern hatten ein besseres Gefühl. Nur wenn Besuch kam, war Paco von den neuen Regeln nicht überzeugt. Daher schauten wir nochmal auf die Positionierung der Eltern im sozialen Gefüge.

Die Besuchersequenz ist für alle Hunde, besonders jedoch für ein Herdenschutzhund, die Oberklasse, von daher ist hier Ausdauer und Geduld gefragt. Doch mit den richtigen „Übungen“, die im täglichen Leben umgesetzt werden, kann hier auch ein Haken gesetzt werden. Dazu gleich mehr…

4. Termin (Dritte Folgeberatung)

Beim nächsten Telefonat konnte die Familie eine deutliche Verbesserung feststellen. Sie waren noch nicht am Ziel, wollten in jedem Fall am Ball zu bleiben, denn Führungskompetenz muss man sich erarbeiten und bekommt man ganz gewiss nicht geschenkt.

Positionierung im sozialen Gefüge: Übungen

Speziellen Übungen gibt es nicht, es geht vielmehr darum, ob dein Hund sich zurücknehmen kann und dass ihr im körpersprachlichen Dialog sprecht. Beispiel: Liegt dein Hund im Haus im Weg, sodass du über ihn drüber oder um ihn herum gehen musst? Wenn dein Hund das tut, so möchte er nicht die Weltherrschaft an sich reißen, sondern verstehen, wer wo im Rang steht. Mit seiner Liegeposition beansprucht dein Hund Raum und durch dein Ausweichen gewährst du ihm diesen. So erkennt dein Hund, dass er Raum verwalten und dich bewegen kann. Seine Rangposition ist in dieser speziellen Situation höher als deine. Diese und noch andere Situationen summieren sich und ergeben seine Position in eurem sozialen Gefüge.

Die Frage ist also: Wer bewegt wen? Derjenige, der den anderen bewegt und Raum einnimmt, hat eine hohe Position im sozialen Gefüge. Er ist der „Rudelführer“. Würdest du nun auf deinen Hund zulaufen und er weicht zur Seite, dann beanspruchst du deinen Raum. So positionierst du dich, denn du beanspruchst Raum, hältst ihn (im besten Fall) und gibst ihn wieder frei. Du kannst verschiedene Alltagssituationen nutzen, um deine Positionierung zu stärken, z.B. beim An- und Ableinen, bei der Fütterung, bei imaginäre Stopplinien oder Türdurchgängen und allgemeine Grenzen.

Es geht nie darum, WER zuerst darf, es geht darum, WIE es dein Hund tut.

Dein Hund knurrt dich an und hört damit nicht auf? Mit dem ganzheitlichen Ansatz helfe ich dir und deinem Hund wieder Harmonie im Alltag zu genießen. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

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