Fast jeder von uns kennt dieses Phänomen: Es klingelt an der Haustür und unser Hund beginnt sehr laut und intensiv zu bellen. Einige Hunde schrecken sogar aus dem Tiefschlaf hoch und bellen, dabei sind sie noch gar nicht richtig wach. Das kann sehr witzig aussehen, nervt dennoch sehr.
Selbst wenn du deinem Hund sagst, dass er Ruhe geben soll und du dich nun darum kümmerst, bellt er ununterbrochen weiter. Dein Hund ist dabei in heller Aufregung und auch bei dir schießt sicherlich der Blutdruck in die Höhe, denn die Lautstärke lässt deinen Stresspegel schnell steigen.
Warum bellen Hunde?
Das Klingelgeräusch ist ein mechanisches Geräusch, welches im Gehirn, genauer noch im Emotionszentrum, verarbeitet wird. Das ist auch der Grund, warum dein schlafender Hund auf die Türklingel reagiert, denn im Emotionszentrum, werden alle Geräusche verarbeitet, die das Überleben sichern und das sind alle Geräusche die „unnatürlich“ sind und im normalen Alltag nicht vorkommen, z.B. Schreie, Feuermelder oder eben auch die Türklingel.
Das Emotionszentrum schlägt nach einer Zeit nicht mehr Alarm, das Geräusch wird als „natürlich“ deklariert, jedoch hat dein Hund gelernt, dass dieses Geräusch etwas ankündigt bzw. dass gleich etwas passiert. Eine Erwartungshaltung entsteht. Sein ganzer Körper (Gehirn, Nervensystem und Hormonhaushalt) machen sich für eine Aktivität bereit.
Zudem wurden durch zuvor gemachte Erfahrungen bestimmte Emotionen mit dem Geräusch verknüpft, die direkt nach dem Klingelgeräusch ausgelöst werden. Diese Emotionen bringen positive oder auch negative Erregung mit sich, welche sich oft unkontrollierbar entlädt (Bellen, Umherlaufen, Springen, Kreiseln).
Ist das Bellen ok?
Hast du einen Wachhund zu Hause (Schäferhund, Dobermann, Hovawart etc.), ist es für deinen Hund fast unmöglich den konditionierten Klingelreiz zu ignorieren. Hier folgt er seiner Genetik. Auch Nicht-Wachhunde geben so ihrer sozialen Gemeinschaft Bescheid: „Hier passiert gleich etwas.“ Die Frage sollte daher nicht „ja“ oder „nein“ sein sondern „in welcher Intensität“. Für mich ist es in Ordnung, wenn Nala einmal bellt und danach ruhig ist. Doch das tut sie nicht immer. (Warum erfährst du weiter unten.) Auch wenn wir jetzt wissen, warum unsere Hunde so exzessiv auf die Türklingel reagieren, bedeutet das nicht, dass es in Ordnung ist. Laut ist nicht nur in unserer Gesellschaft verpönt, sondern bringt uns persönlich in eine äußert unangenehme Lage und gestresst sind wird obendrein auch noch.
Hund hört nicht auf zu bellen
Doch es gibt viele Hunde, die nicht aufhören zu bellen, selbst wenn man es ihnen sagt. Ist das bei deinem Hund auch so? Manche Hunde reagieren zwar auf einige Signale wie z.B. „Auf deinen Platz“, doch von dort aus bellen sie einfach weiter. Die Erregung kann so stark werden, dass die Hunde wie ein Flitzebogen wieder aus ihrem Korb springen, natürlich alles mit voller Lautstärke. Bei vielen meiner Kundenhunde ist das Türgebelle nicht der Grund, warum ich gerufen werde, doch sagt dieses Verhalten einiges über das soziale Gefüge aus, welches wiederum den Grund, warum ich helfen soll, beeinflusst.
Hund Bellen abgewöhnen – So geht´s
Immer wenn es um die Stimmung geht (Angst, Aggression, Freude, etc.) sind wir Halter:innen verantwortlich, diese Stimmung zu beeinflussen und das können wir nur, wenn wir in unserem sozialen Gefüge (Rangordnung) eine hohe Position haben. Und das gleiche gilt auch für das hoch emotionale Thema Türklingel. Du darfst deinem Hund klar machen, dass du für die Situation verantwortlich bist, es schaffst gute Entscheidungen zu treffen und dass weiterhin alle in Sicherheit sind. Eure Lösung ist demnach nicht das Klingeltraining, sondern die Stärkung deiner Führungskompetenzen. Diese erarbeitest du dir im Alltag und nicht direkt dann, wenn es klingelt.
Achte im Alltag darauf, dass dein Hund sich um oder zu dir bewegt und ob dein Hund sich zurücknehmen kann. Es geht darum, dass du Raum nehmen, halten und wieder freizugeben kannst und das ohne auftrainierte Signale wie „Sitz“, “Bleib“ oder Handzeichen. Deine Körpersprache ist die Sprache deines Hundes und der einzige Weg, um die wahre Akzeptanz deines Hundes zu gewinnen. Durch die Akzeptanz erhältst du eine hohe Position in eurem sozialen Gefüge, welche deinem Hund wiederum die Sicherheit und das Vertrauen gibt, dass du mit dem Besuch allein fertig wirst.
Nutze dafür folgende Situationen:
- An- und Ableinen: Dein Hund kommt zu dir statt du zu ihm
- Stopplinie Haustür: Ihr geht entspannt durch die Tür, dabei spielt das „wer zuerst“ keine Rolle
- Hundedecke: Dein Hund bleibt hier entspannt liegen
- Räumliche Positionierung: Dein Hund steht auf, statt das du um ihn herum oder über ihn steigst
- Fütterung: Dein Hund geht nicht an den vollen Futternapf
- Auto Ein- und Ausstieg: Dein Hund steigt entspannt und ohne Erwartungshaltung aus dem Auto
- Kommunikation: Dein Hund „spricht“ mit dir und „antwortet“ flott auf deine Anliegen (d.h. dein Hund führt Signale korrekt und beim ersten Mal aus. Er ignoriert dich nicht und macht keine halben Sachen)
Vielleicht erscheint dir das sehr kleinlich, doch sind es die Alltagssituationen, in denen dein Hund deine Führungskompetenzen überprüft. Wenn du dich genau in solchen Situationen, wenn es um nichts geht, positionierst, so gibt dein Hund dir eher eine Chance an der hoch emotionalen Klingelsituation.
Nala und ihr Verhalten, wenn es klingelt
Nala war früher ein unglaublicher Kläffer. Sie bellte im Garten und auch, wenn es an der Haustür klingelte. Sie konnte sich kaum beruhigen und auch aus ihrem Korb heraus bellte sie ununterbrochen weiter. Erst als sie den Besuch begrüßen durfte, beruhigte sie sich relativ schnell.
Erst als Nala einen Nachbarshund angegriffen und auch mehrfach gebissen hatte, arbeitete ich an meiner sozialen Positionierung und somit an unserer Beziehung (ja, es ist Beziehungsarbeit). Dadurch bekam ich die Erzfeindschaft sehr schnell in den Griff und WOW…. Nala war kein Kläffer mehr. Weder im Garten noch an der Haustür hat sie gebellt, obwohl ich diesbezüglich nichts verändert habe. Wenn es nun klingelt, bellt sie einmal und schaut mich dann an. Sie bewegt sich nicht zur Tür hin und ist leise. Sie bellt nur noch, wenn ich nicht auf ihren ersten Beller reagiere, ich mich im oberen Stockwerk befinde oder wenn ich nicht im Haus bin.
Hunde sind hoch soziale Lebewesen und lernen genau wie du und ich die eigenen Grenzen bzw. die Grenzen des anderen kennen. Bist du für deinen Hund jemand, der diese Grenzen freundlich, bestimmend, fair und verständlich setzt und auch durchsetzt, so wächst die Achtung und das Vertrauen zu dir, dass du die Verantwortung an der Tür übernehmen kannst.
Du hast auch einen bellenden Hund, der die Verantwortung (noch) nicht loslassen kann? Ich helfe dir dich in deinem sozialen Gefüge zu positionieren, um somit deinen Besuch leise und mit mehr Ruhe zu empfangen. Sende mir jetzt deine Anfrage!