Impulskontrolle Hund: Selbstkontrolle lernen – Seevetal

Wenn dein Hund sich zurücknehmen, sich bremsen und geduldig abwarten kann, bis sein Bedürfnis gestillt wird, so hat dein Hund eine gute Impulskontrolle. Die Impulskontrolle setzt also voraus, dass der Belohnungsaufschub ertragen wird. Beispiel: Dein Hund rennt erst dem Ball hinterher, nachdem du „ok“ sagst oder dein Hund darf nicht sofort zum Besuch, sondern muss sich einen Moment gedulden. Diese Selbstkontrolle, welche je nach Hundetyp sehr weit ausgebaut werden kann, beeinflusst unser Zusammenleben, vor allem das Zusammenleben in unserer Gesellschaft.

Impulskontrolle beim Hund: Hier entsteht sie

Immer, wenn etwas Neues und Aufregendes passiert wird Dopamin im Gehirn ausgeschüttet. Ein Neurotransmitter, der die motorische Koordination, die Reaktionszeit und die Aufmerksamkeit steuert. Hier entsteht ein schmaler Grad, denn zu wenig Dopamin begünstigt Lernblockaden, Erregbarkeit, Angst und Depressionen. Zu viel Dopamin begünstigt Unruhe, Impulsivität und die Reaktivität (Hunde, die Reize schnell wahrnehmen und noch schneller darauf reagieren). Des Weiteren ist Dopamin maßgeblich am Suchtverhalten beteiligt.

Wenn das Hundegehirn noch im Wachstum ist (je nach Hunderasse bis zu 4 Jahren), wird das Denkzentrum (präfrontale Cortex) durch die Dopaminausschüttung geformt, vernetzt und durch Wiederholung gestärkt. Dadurch lernen unsere Hunde das lösungsorientierte Denken und Handeln. Das Aushalten bis zur Bedürfnisbefriedigung kann demnach, wie ein Muskel, trainiert werden. Umso öfter dieser „Muskel“ beansprucht und trainiert wird, umso mehr kann dein Hund sein Bedürfnis nach hinten schieben und aushalten.

Und noch etwas: Die Impulskontrolle reift erst in der letzten Phase der Pubertät im Gehirn, im Denkzentrum (präfrontale Cortex) mit Hilfe der Sexualhormone aus. Es ist daher (und wegen noch vielen weiteren Gründen) unglaublich wichtig, dass unsere Hunde ihre Sexualhormone bis Ende der mentalen Reife (bis zu 4 Jahren) beibehalten und nicht kastriert werden. Im Vergleich: Wir Menschen erreichen erst mit Mitte/Ende 20 die mentale Reife und sind erst dann vom Kopf her erwachsen.

Impulskontrolle Hund Übungen

Es gibt so viele Übungen, die du mit deinem Hund machen kannst, doch wenn du mal in deinen Alltag schaust, findest du sehr viele Situationen, in denen dein Hund lernen darf, zu warten und sich zurückzunehmen:

  • Warten bis es Futter gibt
  • Warten bis du die Haustür öffnest und ihr gemeinsam losgeht
  • Warten und sich zurücknehmen, bevor dein Hund aus der Hundebox aus dem Auto springt 
  • Das Krallenschneiden oder Bürsten aushalten
  • Dem Wild hinterher schauen, statt hinterher zu hetzen
  • Den Artgenossen anzuschauen, statt ihn anzupöbeln
  • Sitz machen, obwohl es gerade doof ist
  • Einen Moment langweilig rumsitzen, bevor der Spaziergang fortgesetzt wird
  • Deinen Hund zu dir rufen, statt zum zuvor geworfenen Ball laufen lassen
  • Den Besuch erst nach 20 Minuten begrüßen lassen
  • etc.

Um die Impulskontrolle wie ein Muskel zu trainieren ist es wichtig klein anzufangen, jedoch immer an der Grenze des Machbaren, ähnlich wie beim Sport: Den Muskel an der Stelle triggern, wo es schwer, jedoch machbar ist. Achte darauf, dass der Stresspegel deines Hundes noch im Rahmen ist, denn zu viel Stress blockiert das Lernen. Für sehr schwierige und stressreiche Situationen empfehle ich dir den Clicker zu nutzen. Er sagt deinem Hund punktuell, dass er DAS gerade richtig macht und er hält deinen Hund länger in der Konzentration, denn dieser wirkt sich auf die Gehirnaktivität im Denk- und Emotionszentrum aus. (Warum das so ist, erfährst du hier). Wichtig ist immer, dass du die Situation beendest, wenn dein Hund das (annähernd) gewünschte Verhalten zeigt und er dann auch seinem aufgeschobenen Bedürfnis nachgehen kann. Beim Anti-Jagd-Training wäre die Bedürfnisbefriedigung die Jagd am Dummy oder beim Krallenscheiden das Ende des Schneidens.

Übungen für sehr gestresste Hunde
Einige Hunde sind sehr schnell gestresst und bekannte Übungen können bei solchen Hunden (noch) nicht angewendet werden, denn auch nach der 99 Wiederholung schafft der Hund es nicht, sich zurückzunehmen. Solche Hunde brauchen eine andere Technik und mehr Unterstützung, um sich zu regulieren und um zu lernen. In akuten Situationen kannst du mit dem Clicker und unterschiedlich hochwertigen Belohnungen sowie unterschiedlichen Belohnungszeitpunkten deinem sehr gestressten Hund helfen.

Beispiel: Ein Hund sitzt fiepend und zitternd im Kofferraum, denn er möchte zum Spaziergang aufbrechen. Er schafft es jedoch nicht, sich selbständig zu beruhigen. Nun bestätigst du mit den unterschiedlichen Wertigkeiten und unterschiedlichen Belohnungszeitpunkten das gewünschte Verhalten.
a) Die geringwertige Belohnung wird sofort nach Clickgeräusch gegeben
b) Die hochwertige Belohnung wird mit einer Verzögerung nach dem Clickgeräusch gegeben.

Der Hund im oben genannten Beispiel würde die erste Zeit nur belohnt werden, wenn er nicht fiept (zittern darf er), d.h. sobald er nicht fiept, wird geklickt und nach a) oder b) belohnt. Später, wenn das Fiepen ganz vorbei ist, wird noch ein Schritt weiter gegangen und das Verhalten so “ruhig gecklickert”. Es wird ganz kleinschrittig gearbeitet und auf den Stresslevel geachtet.

Ist dein Hund sehr schnell gestresst und nervös, ist es im ersten Schritt am wichtigsten die Voraussetzungen zu schaffen, dass dein Hund in die Ruhe finden und aushalten lernen kann. Gestresstes Verhalten ist nämlich immer ein Indiz dafür, dass der Körper mit der Situation überfordert ist und sich nicht helfen kann. Eine stabile Beziehungsstruktur und das körperliche Gleichgewicht sind Voraussetzungen, um eine angemessene Impulskontrolle zu erlernen.

Frustrationstoleranz, Impulsivität und Impulskontrollstörung

Frustrationstoleranz
Die Impulskontrolle und die Frustrationstoleranz sind nicht gleich zu setzen. Bei der Impulskontrolle steht eine Belohnung in Aussicht, bei der Frustrationstoleranz nicht. Hier erfährst du mehr über die Frustrationstoleranz.

Impulsivität
Sie beschreibt ein voreiliges, unüberlegtes und meist riskantes Verhalten, welches sich und andere in Gefahr bringt. Ist ein Hund in seinem Verhalten unverhältnismäßig intensiv, schnell und unkontrolliert, so impulsiver reagiert er. Impulsivität setzt demnach eine geringe Impulskontrolle voraus und der Kontrollverlust des eigenen Verhaltens. Auch die eigene Persönlichkeit spielt eine Rolle, doch kann auch ein impulsiver Hund lernen, sich in seinem Rahmen zurückzunehmen und selbst in stressigen Situationen nachzudenken.

Impulskontrollstörung
Eine Impulskontrollstörung kann vorkommen, wenn ein Hund in einer bestimmten Situation oder allgemein ein sehr impulsives Verhalten zeigt, welches durch Training und Beziehungsarbeit nicht/kaum verbessert werden kann. Dies ist nach meiner Erfahrung jedoch die Ausnahme, denn in den letzten 10 Jahren habe ich nur 2 Hunde mit einer massiven Impulskontrollstörung begleiten dürfen. Auch Zwangshandlungen (Tics) und Stereotypien können je nach Intensität ebenfalls zu einer Impulskontrollstörung zählen.

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