Frustrationstoleranz Hund: Für starke Nerven – Seevetal

Unterschied Impulskontrolle und Frustrationstoleranz

Wenn dein Hund sich zurücknehmen, sich bremsen und geduldig abwarten kann, bis sein Bedürfnis gestillt wird, so hat dein Hund eine gute Impulskontrolle. Die Impulskontrolle setzt also voraus, dass allein der Belohnungsaufschub ertragen wird. Beispiel: Dein Hund rennt erst dem Ball hinterher, nachdem du „ok“ sagst oder dein Hund darf nicht sofort zum Besuch, sondern muss sich einen Moment gedulden.

Bei der Frusttoleranz wird das Bedürfnis jedoch keinesfalls gestillt, auch nicht zeitverzögert.
Wenn dein Hund unbedingt in den See springen möchte oder dem anderen Hund „hallo“ sagen will, dies jedoch nicht darf, dann entsteht Frust. Frust wird immer dann ausgelöst, wenn das eigene Bedürfnis nicht erfüllt wird, auch nicht im Nachgang. Dadurch entstehen oft große Emotionen und Gefühle wie Wut und Verzweiflung, manchmal auch eine gewisse Hilflosigkeit.

Frustrationstoleranz Hund: Darum ist sie wichtig

Das Fühlen von Frust regt die Kreativität und Motivation an, die blöde Situation eigenständig zu verändern. Dadurch wird die Selbstwirksamkeit erhöht, die Fähigkeit bestimmte Herausforderungen eigenständig zu lösen und selbstbewusster aus der Situation zu gehen. Muss der Hund öfter Frust ertragen, so beginnt er die frustrierenden Situationen anders zu bewerten. So lernen unsere Hunde weniger schnell und weniger stark Frust zu empfinden. Unerfüllte Bedürfnisse werden mit Fassung getragen. So etwa wie wir lernen dürfen, dass wir uns nicht alles leisten können und trotzdem ist es (mal mehr und mal weniger) für uns ok.

Hunde die wenig Frust ertragen können, haben oft folgende Themen im Alltag:

  • Ziehen an der Leine
  • Leinenaggression / Leinenpöbeln
  • Trennungsstress und Trennungsangst
  • Konflikte mit anderen Hunden
  • Aufdringliches Sexualverhalten anderen Hunden gegenüber
  • Angst / Ängste
  • Aggression bei Körperpflegmaßnahmen
  • Lautäußerungen wie Jaulen, Bellen, Winseln, Fiepen
  • Zerstören von Gegenständen/Möbeln
  • Aufforderndes und drängendes / distanzloses Verhalten
  • Ungeduld
  • Stressanfälligkeit
  • Übertriebene, emotionale Reaktionen

Frustrationstoleranz Hund Übungen

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr – Stimmt NICHT. Natürlich ist es für einen Welpen und Junghund einfacher zu erlernen, da sich das Gehirn besonders in den ersten Wochen/Monaten schnell und tiefgreifend entwickelt. Doch können Erfahrungen in jungen Jahren, die bisher als Maßstab galten, durch neue Erfahrungen überschrieben werden. Sollte dein Hund schon von der alten Garde sein, so brauchst du nur etwas mehr Geduld. Denn wenn nach 10 Jahren plötzlich etwas anders läuft, kann dies starken Frust auslösen.

Um eine gute Frusttoleranz zu erwerben, bietet unser Alltag unglaublich viele Gelegenheiten. Denn es sind die alltäglichen Situationen, die Frust auslösen und zugleich die beste Möglichkeit, diesen Frust auszuhalten und schlussendlich im Gehirn neu zu bewerten.

Variante 1: Für Anfänger
Du bringst deinen Hund in eine frustrierende Situation. Er verbleibt so lange in dieser, bis er sich ein bisschen beruhigt hat. Dann beendest du die Situation kommentarlos und ohne Belohnung (auch nicht selbstbelohnendes Verhalten). Beispiel: Du bereitest das Futter für den nächsten Tag vor und stellst es zur Seite. Dein Hund ist dabei zu Beginn noch sehr aufgeregt und springt auf, wenn du Richtung Küche gehst. Hat er sich ein bisschen beruhigt und springt nicht mehr direkt auf, so stellst du das Futter außer Sichtweite (für den nächsten Tag, denn wir erinnern uns: Das Bedürfnis deines Hundes wird nicht gestillt). Die „Übung“ ist somit beendet. Nun ist es wichtig, dass du mit deinem Hund danach nicht interagierst, d.h. kein Lob, kein Spaziergang, kein kuscheln oder ähnliches. Auch sollte dein Hund kein Verhalten zeigen, welches ihn selbstbelohnt. Dein Hund braucht nun Zeit für sich, um sich mit seinen Gefühlen und Emotionen auseinander zu setzen. Am besten wäre es noch, wenn dein Hund danach schläft, um eine schnellere Verarbeitung im Gehirn zu gewährleisten.

Variante 2: Für Geübte
Du bringst deinen Hund in eine frustrierende Situation. Er verbleibt so lange in der Situation, bis er sich selbständig und vollkommen beruhigt hat und jede Hoffnung auf das Erreichen seines Ziels verworfen hat. Beispiel: Du bereitest das Futter für den nächsten Tag vor, und stellst es sichtbar zur Seite. Erst wenn dein Hund noch nicht mal die Augen öffnet oder dich beobachtet, wenn du in die Küche gehst, wird der Napf außer Sichtweite gestellt. Auch hier ist es wichtig, nicht direkt mit deinem Hund danach zu interagieren, sondern ihm Zeit zu geben, sich mit seinem Frust (weiterhin) auseinander zu setzen. Das geht wie bereits erwähnt am besten im Schlaf. Diese oder eine andere Frusttoleranzübung kannst du je nach Hundetyp 1x täglich ausüben. Achte unbedingt darauf, dass dein Hund kein selbstbelohnendes Verhalten zeigt. Sollte dein Hund während der frustrierenden Situation wilde Aktivitäten zeigen, ist diese Alltagssituation noch zu schwer oder die Umstände passen nicht (schlechter Tag, zu reizvolle Umgebung, zu hohe Erwartung an der Situation/dem Reiz etc.) Überlege dir dann eine Situation die weniger Frust bei deinem Hund erzeugt.

Weitere Situationen, um die Frusttoleranz zu erhöhen

  • Im Haus für eine begrenzte Zeit anbinden und weggehen
  • Für die Gassirunde fertig machen und auf der Couch ein Buch lesen
  • Für die Gassirunde fertig machen und alleine rausgehen
  • Während der Gassirunde stehen bleiben/sich hinsetzen und Verhalten wie buddeln, herumlaufen oder schnüffeln unterbinden
  • Gras fressen unterbinden
  • Einen Ort aufsuchen, den dein Hund mag (z.B. den See) und dann wieder wegfahren
  • Der Besuch wird nicht begrüßt
  • Der komplette Spaziergang erfolgt an kurzer Leine
  • Abends Futter fertig machen, dann wieder wegstellen und erst am nächsten Tag füttern
  • Futter/Spielzeug in Aussicht stellen, jedoch nicht geben oder unerreichbar weglegen
  • Rituale brechen, z.B. Freilauf an einer anderen Stelle, Fütterung zu einer anderen Uhrzeit, etc.

Das sind alles Situationen, die unsere Hunde extrem blöd finden und wodurch Frust entsteht, doch Frust kann nur ausgehalten werden, wenn Frust gefühlt wird. Jetzt könnten einige denken: „Mensch, der arme Hund!“, doch ganz im Gegenteil: Wenn wir solche Situationen (immer angepasst!) für unsere Hunde nutzen, um die Frusttoleranz zu erhöhen, so helfen wir ihnen sich deutlich besser an unser gesellschaftliches Leben anzupassen, selbständig Lösungen zu erarbeiten und somit die Selbstwirksamkeit zu erhöhen. Selbstwirksamkeit bedeutet auch, seine eigenen Emotionen eigenständig zu regulieren ganz ohne Hilfe. Das sind alles Fähigkeiten, die für ein glückliches Leben Voraussetzung sind.

Auch wir Menschen müssen oft warten, uns konzentrieren oder etwas machen, was wir nicht wirklich wollen. Dennoch haben wir gelernt, dass es manchmal einfach so ist, wie es ist und gelernt, den Frust souverän zu ertragen. Doch manchmal beobachte ich auch im Training Situationen, bei denen der Hundehalter oder die Hundehalterin den entstehenden Frust kaum verbergen kann. Ungeduld ist ein Symptom für eine geringe Frusttoleranz, darf erkannt und liebevoll als eigenes Thema angenommen werden.

Dein Hund hat Schwierigkeiten Frust zu ertragen und kann sich kaum selbst regulieren? Ich helfe dir und deinen Hund auch in frustreichen Situationen die Nerven zu bewahren. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

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