Den Hund bestrafen: ja oder nein? – Seevetal

Das Wort „Strafe“ ist in unserer Gesellschaft ein Tabuwort, denn dieses wird oft mit körperlicher Gewalt verglichen. Schauen wir uns das Wort sachlich an, wird eine Strafe bereits dann als Strafe empfunden, wenn das eigene Bedürfnis NICHT erfüllt wird. Da jeder Hund andere Bedürfnisse hat, kann die Strafempfindung ganz unterschiedlich ausfallen. Ein Hund der unsicher ist und ständig emotional bestätigt werden muss, empfindet ein „nicht anschauen“ bereits als Strafe (damit meine ich nicht das beabsichtigte Ignorieren). Dann gibt es Hunde, die sich bestraft fühlen, wenn sie den Besuch nicht begrüßen dürfen. Andere fühlen sich bestraft, wenn er vom anderen Hund gebissen wird. Bereits jetzt wird uns klar: Das Strafmaß wird von jedem Hund (und auch von uns Menschen) unterschiedlich bewertet.

Den Hund bestrafen: Ist das sinnvoll?

In einer sozialen Gemeinschaft, so wie wir Hundehalter:innen mit unseren Hunden leben, kann nicht jeder das machen, was er will. Diese Anarchie führt bei unseren hierarchiestrebenden Hunden zu vielen Konflikten und Unsicherheiten, die am Ende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eskalieren. Zugleich sind wir als Hundehalter:innen unserem Hund gegenüber verpflichtet, ihm die Welt zu erklären, d.h. was er darf und was er nicht darf. Sicherlich fühlt sich dadurch der eine oder andere Hund gestraft, wenn er den Postboten nicht verbellen darf (weil das Wachen doch in seiner Genetik steckt). Nur so hat er die Möglichkeit sich in unserer sehr unnatürlichen und verwirrenden Menschenwelt zurechtzufinden. Auch bei uns Menschen werden Grenzen aufgezeigt. Ohne dies wäre z.B. ein unfallfreier Straßenverkehr nicht möglich. Der eine fühlt sich dadurch sicherlich bestraft, weil er sein 300PS Auto nicht ausfahren darf. Strafen werden demnach eingesetzt, um Grenzen zu vermitteln, so dass sich jeder in der sozialen Gemeinschaft sicher bewegen kann.

Ich möchte noch auf den Unterschied der Wörter „Strafe“ und „Korrektur“ aufmerksam machen. Eine Strafe ist wenig konstruktiv. Sie vermittelt nur, dass dein Hund etwas falsch macht, nicht was er stattdessen tun soll. Nutzt du Strafen, so wird dein Hund sicherlich schnell gehorchen, jedoch nur aus Angst und nicht, weil du es bist. Eine „Korrektur“ hingegen bricht nicht nur das unerwünschte Verhalten ab (sowie auch eine Strafe), sie beinhaltet zugleich eine konstruktive Lösung, die eine Verbesserung bestrebt. Demnach werde ich fortlaufend das Wort „Korrektur“ nutzen.

Um die Frage schlussendlich zu beantworten: Ja, Korrekturen sind sinnvoll und sogar notwendig.

Welche Korrekturintensität ist die richtige?

Eine Korrektur wird nicht nur von jedem Hund anders bewertet, sie kann auch unterschiedlich von dir als Halter:in ausgeführt werden. Ich persönlich bin immer sehr nah an der Hundesprache, denn ich korrigiere auf „hündisch“. Doch was bedeutet „hündisch“? Wenn Hunde untereinander Grenzen aufzeigen, machen sie das in 3 Intensitätsstufen, welche ich einfach übernehme:

  1. Nonverbal über die Körperausrichtung, Bewegung und über die Blicke
    Der dadurch entstehende psychologische Druck fordert das Gegenüber zum Verhaltensabbruch auf
  2. Geräusche und Vokalisation
    Die nonverbale Körpersprache wird nochmal mit Lautäußerungen untermauert
  3. Körperliche Einschränkung
    Es kommt zum Körperkontakt, der mehr oder weniger intensiv ausfallen kann. Meist reicht als Hilfsmittel einfach eine Leine. Braucht es etwas mehr, so nutze ich Haltegriffe

Neben diesen Abstufungen solltest du noch Folgendes zu beachten:

  • Timing: Sobald dein Hund nur die Intention zum unerwünschten Verhalten zeigt, korrigierst du ihn.
  • Umso intensiver das unerwünschte Verhalten, welches du korrigieren möchtest, umso mehr musst du dir das Recht erarbeiten, dies zu dürfen! Korrigierst du ohne „Befugnis“, wird dies sicherlich mit Schnappen beantwortet
  • Umso höher dein sozialer Status, umso besser werden deine Korrekturen angenommen und umso subtiler kannst du diese senden.
  • Souveräne Korrekturen erfolgen emotionslos und leise

Unsere Hunde brauchen von uns faire Korrekturen, um zu verstehen, was sie dürfen und was nicht. Nur wenn wir ihnen die Welt erklären, können sie sich sicher darin bewegen.

Du möchtest deinem Hund die Welt erklären, hast jedoch noch Schwierigkeiten diese auf hündisch zu übersetzen? Ich helfe dir, die Grenzen mit deinem Hund zu besprechen und so mehr Ruhe und Sicherheit zu geben. Buche jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

Erfahre was deinem Problemhund fehlt, um sich zu entspannen und zu lernen.