Die Bindung beschreibt ein enges emotionales Band zwischen Hund und Halter:in. Im optimalen Fall übernimmt dein Hund die bindungssuchende Rolle und du als Hundehalter:in die Fürsorgerolle. Doch was genau bedeutet das?
Bindungsverhalten vs. Fürsorgeverhalten
Ich erkläre dir dies anhand eines Beispiels: Dein Hund läuft draußen im Freilauf und plötzlich ertönt ein lauter Knall. Dein Hund erschreckt sich und sucht daraufhin deine Nähe, läuft also zurück zu dir. Mit hoher Wahrscheinlichkeit erkennst du, dass es deinem Hund nicht gut geht, gehst daraufhin in die Hocke und sprichst mit ihm, während er auf dem Weg zu dir ist. Bei dir angekommen, berührst du ihn oder hältst ihn nah bei dir.
Dein Hund zeigt Bindungsverhalten, indem er zu dir rennt, um Nähe zu dir herzustellen. Er fragt mit seinem Verhalten nach Hilfe, Unterstützung und Sicherheit. (Übrigens: Das gleiche passiert bei Kindern, wenn diese die Arme hochnehmen und von der Bindungsperson auf den Arm genommen werden möchten). Daraufhin reagierst du mit Fürsorgeverhalten, indem du Kontakt zu deinem Hund herstellst, mit ihm sprichst und ihn berührst. Du bietest Schutz, übernimmst somit die Verantwortung der Situation und reduzierst durch dein Handeln gleichzeitig die Stressreaktion bei deinem Hund, denn dadurch wird Oxytocin ausgeschüttet.
Weitere Verhaltensweisen, die für das Bindungsverhalten stehen sind den Blickkontakt zu dir suchen, die aktive Annäherung oder das Folgen sowie das Hochspringen. Letzteres sieht für ein ungeübtes Auge aus wie eine Übersprungshandlung (Übersprungshandlung = „Ich weiß nicht, was ich machen soll, daher mach ich einfach irgendetwas, was eigentlich nichts mit der Situation zu tun hat“). Die Intensität des Bindungsverhaltens ist situations- und typ abhängig, i.d.R. gilt jedoch: Umso stärker die Stressreaktion bei deinem Hund, umso stärker fällt das Bindungsverhalten (Nähe suchen) aus. Das heißt nun jedoch nicht, dass du jedes Bindungssignal sofort uneingeschränkt beantworten musst. Umso älter dein Hund ist, umso einfacher fällt es ihm, seinen Stress und seine Emotionen selbstständig zu regulieren. Vor allem jedoch: Welpen und Junghunde sind auf deine Unterstützung angewiesen.
Ablauf der körperlichen Systeme
- Stress oder eine Bedrohung wirkt auf deinen Hund ein (Knall, Schmerzen, etc.)
- Das Bindungssystem von deinem Hund wird aktiviert
- Dadurch wird das Bindungsverhalten ausgelöst (Blickkontakt aufbauen, Nähe suchen, etc.)
- Du als Bezugsperson startest das Führsorgeverhalten (Zuwendung, Berührung, etc.)
- Das Bindungsverhalten wird durch deine Fürsorgeverhalten reduziert und im besten Fall beendet, denn das Ziel: Sicherheit, Stress- und Emotionsregulation wurde erreicht
- Dein Hund wendet sich nun wieder anderen Dingen zu
Bindung und Beziehung: Der Unterschied
Eine Beziehung hast du mit jedem Menschen, den du kennst. Ob es deine Schwiegereltern, eine Bekannte oder die freundliche Nachbarin ist, ihr kennt euch, auch wenn es nur flüchtig ist. In schwierigen Situationen kann euch diese Person jedoch nicht den Halt, die Sicherheit und die Klarheit vermitteln, wie eine enge Bezugsperson dies tun kann und so geht es auch deinen Hunden. Umso verbundener du mit deinem Hund bist, umso mehr kannst du ihn unterstützen: „Du bist in Sicherheit“.
Darum ist eine gute Bindung so wichtig
Eine gute Bindung zueinander ist geprägt durch positive Gefühle und Emotionen. Vertrauen und Verlässlichkeit sind vorhanden, was eine unglaubliche Sicherheit vermittelt. Nicht nur in den schönen Momenten tut eine tiefe Bindung gut, sondern auch in schwierigen und stressigen Situationen. Denn nur wenn das Vertrauen zu dir vorhanden ist, dass du in solchen Situationen die Verantwortung übernimmst, kann sich dein Hund zurücknehmen und dir das Zepter überlassen. Umso besser eure Bindung ist, umso schneller kannst du deinem Hund helfen, sich zu beruhigen. Doch was ist, wenn der Hund keine Bindung eingehen kann? Dafür gibt es zwei Gründe: 1) Dein Hund hatte während der ersten 20 Lebenswochen keinen Kontakt zu Menschen (sensiblen Phase) oder 2) das ist eher der Fall, euch fehlt noch der Tiefgang in eurer Beziehung.
Bindung aufbauen Hund: So geht`s
- Spreche mit deinem Hund die Hundesprache (Körpersprache)
So suggerierst du ihm, dass du ihn verstehst, auch wenn ihr nicht gleicher Meinung seid. Es geht darum in einem Dialog zu „sprechen“ und somit auch in Konflikten gemeinsam zu wachsen. - Sicherheit durch Führung
Führung beginnt dort, wo Grenzen gesetzt werden. Setzt du deinem Hund im Alltag mithilfe der Hundesprache Grenzen und dein Hund akzeptiert diese, so sieht er, dass du für dich einstehst und dich fair und verständlich durchsetzt. Er leitet somit für sich ab, dass du auch für ihn einstehen würdest. Das stärkt eure Bindung sehr und verleiht euch eine wirkliche Tiefe. - Setze Signale freundlich und bestimmend durch, ohne emotional (wütend) zu werden
Freundlichkeit sollte niemals mit Schwäche verwechselt werden! - Biete deinem Hund Schutz vor Übergriffen und Mobbing
Vertreibe herankommende Hunde, vor allem wenn dein Hund angeleint ist und der andere im Freilauf. Das gilt auch für übergriffige Menschen, die meinen, deinen Hund anfassen zu müssen. Du magst es sicherlich auch nicht, wenn dir ein Fremder zu nahekommt bzw. dich anfasst. Biete deinem Hund Schutz, wenn es ihm zu viel wird z.B. wenn er sich hinter dir verstecken möchte. Vor allem Welpen bitten um Schutz, wenn sie sich in einer Hundegruppe hinter ihrem Menschen verstecken. - Spaß und gemeinsame Zeit genießen
Zusammen mit der Grenzsetzung im Alltag bildet die Happytime ein stabiles Gerüst für Vertrauen und Sicherheit.
Nala und ich habe mit dem konventionellen Training und Tipps lange gebraucht, um unsere (Ver-)Bindung zu finden. Den Tiefgang, geprägt durch Vertrauen und Sicherheit, erlangten wir dann jedoch erst mit der Hundepsychologie.
Du wünschst dir eine bessere und tiefere (Ver-)Bindung zu deinem Hund? Ich helfe dir, für deinen Hund, der Fels in der Brandung zu werden. Sende mir deine Anfrage oder starte direkt hier!