Angsthund: Ursachen und Therapie – Seevetal

Angst ist für unsere Hunde wichtig, um zu überleben, sich zu schützen und unversehrt durch eine Situation zu kommen. Ohne Angst sind wir und auch dein Hund nicht lebensfähig. Doch wird die Angst zu groß, reagiert dein Hund ganz intuitiv (instinktiv), um die Situation schnellstmöglich und unbeschadet zu beenden. Die emotionale Beteiligung ist dabei jedoch so groß, dass das Ereignis mit negativen Emotionen abgespeichert wird, was wiederum dein Hund und dich im Alltag einschränkt. Daher solltest du deinen Angsthund unbedingt in ängstlichen Situationen unterstützen und begleiten. Dies fördert eure Bindung, die sich positiv auf weitere Angstsituationen und somit auf euer Zusammenleben auswirkt. Doch wie genau funktioniert das und welche Techniken sind die effektivsten? Bevor wir diese Frage klären, ist für dich wichtig zu wissen, wie die Angst den Körper deines Hundes beeinflusst und ab wann das Lernen von positiven Erlebnissen nicht mehr möglich ist.

Ängstlicher Hund Symptome

Oft sind die Angst- und Stressanzeichen bei unseren Hunden gleich und nur schwer zu unterscheiden, denn die physiologischen Vorgänge sind sich im Körper sehr ähnlich. Zeigt dein Hund eins dieser Verhaltensweisen, dann ist dein Hund gestresst oder hat Angst.

  • Stehenbleiben
  • Verbellen
  • Flüchten wollen
  • Hecheln, speicheln, schäumen
  • Hund zittert
  • Aufgerissene Augen, geweitete Pupillen und die Sklera (das Weiße) ist zu sehen
  • Haarausfall, spontane Schuppenbildung
  • Erbrechen, Durchfall
  • gekrümmte Beine, geduckter Kopf
  • Zähneklappern
  • Angelegte Ohren, eingezogene Rute
  • Verstecken, Apathie, Erstarren
  • Ruhelosigkeit, Nervosität

Was im Körper passiert, wenn dein Hund Angst hat

Der Ursprung des sichtbaren Verhaltens ist der Körper. Hier werden verschiedene Prozesse angestoßen, die im letzten Schritt das sichtbare Verhalten der Angst erzeugen. Wenn wir unserem Hund helfen möchten, so müssen wir erstmal verstehen, welche körperlichen Prozesse aktiv sind, wie diese das sichtbare Verhalten beeinflussen und wie wir diese Kettenreaktion beeinflussen können. Dazu zählen das Gehirn, das Nervensystem und der Hormonhaushalt.

Das Gehirn
Angst bedeutet für den Körper Stress und Stress brauchen wir und unsere Hunde zum Lernen. Doch wird der Stress zu groß, so ist dein Hund nicht nur überfordert, sondern auch sein Gehirn läuft nicht mehr so, wie es sollte. Der Speicherprozess funktioniert dann nicht mehr, doch wieso ist das so?

Das Gehirn ist (ganz grob) aufgeteilt in zwei Areale: Das Emotionszentrum und das Denkzentrum. Beide Areale arbeiten gegensätzlich, d.h. sie sind nicht gemeinsam aktiv.

Denkzentrum an – Emotionszentrum aus
Ist dein Hund in einer Situation leicht gestresst und dennoch aufnahmebereit, konzentriert und kann Signale wie „Sitz“ umsetzen, so ist das Denkzentrum aktiv, das Emotionszentrum ruht. Er hat die volle bewusste Kontrolle über sich und sein Handeln und kann in diesem Zustand das neu erlernte Verhalten und die dazugehörige Emotion abspeichern.

Denkzentrum aus – Emotionszentrum an
Hat dein Hund Angst, so ist das Emotionszentrum aktiv, das Denkzentrum ruht. Dein Hund hat in diesem Zustand nicht die Möglichkeit wahrzunehmen, rational zu denken, zu handeln und diese Erfahrungen abzuspeichern, z.B. das die Mülltonne oder der andere Hund ungefährlich sind. Das Einzige, was dein Hund abspeichert und lernt ist, dass der Reizauslöser Mülltonne oder der andere Hund die Emotion und das Gefühl der Angst auslösen.

Das Nervensystem
Es wacht ununterbrochen über die körperliche Sicherheit, ohne dass dies bewusst von unseren Hunden oder uns wahrgenommen wird. Je nach Situation wird einer der drei Äste des Nervus Vagus (ein Hirnnerv) aktiviert, welcher wiederum das Hundeverhalten auslöst. Bei der Emotion und den Gefühlen der Angst ist der Sympathikus aktiv. Dein Hund ist angespannt und auf Habachtstellung. Dieser Teil des Nervensystems mobilisiert die körperliche Energie und dein Hund macht sich bereit für eine Aktivität. Es werden u.a. Verhaltensreaktionen wie Kampf, Flucht, Erstarren und Flirt/Übersprungshandlung (die 4Fs) gezeigt.

Der Hormonhaushalt
Hat dein Hund Angst, so werden Hormone ausgeschüttet, welche wiederum auf den Organismus aktivierend und erregend wirken. Je nach Intensität und Länge der Angst werden vermehrt Adrenalin und Noradrenalin und/oder Cortisol ausgeschüttet, welche wiederum das Verhalten beeinflussen.

Angsthund Therapie: 4 Säulen für eine erfolgreiche Therapie

Um deinem Hund schnellstmöglich zu helfen ist es sinnvoll, so viel über die Ursache(n) der Angst zu erfahren, wie nur möglich. Nur so kannst du deinem Hund schnell und effektiv helfen.

  1. Die Angst kategorisieren
    Die Art der Angst, die Intensität und die bereits verstrichene Zeit verraten viel darüber, wie viel Unterstützung dein Hund benötigt und wie lange der Weg aus der Angst dauern könnte. Eine leichte Unsicherheit ist schneller aufgelöst als eine Phobie.

    Diese sieben Angstformen gilt es zu unterschieden:
    Unsicherheit
    • Ängstlichkeit (Beschreibung der allg. Grundstimmung, immer vorsichtig und „schüchtern“)
    • Angst (Bezieht sich auf etwas unbestimmtes, Sorge das etwas Schlimmes passiert)
    • Panik (Entsteht aus der Angst. Eine Weiterentwicklung ist die antizipatorische Angst, d.h. „Angst vor der Angst“. Der Ursprüngliche Angstauslöser ist nicht mehr der Auslöser, sondern der Hund bekommt Angst, da er gleich das unschöne Gefühl Angst erlebt.)  
    • Furcht (Bezieht sich auf etwas Bestimmtes z.B. DER Nachbarshund, DIE Wiese im Park, etc.)
    • Phobie (Entsteht aus der Furcht. Eine übertriebene Reaktion, unabhängig von Intensität des Auslösers. Die Erregung hält noch lange nach Verschwinden des Auslösers an)
    • Neophobie (Eine Form der Phobie, Furcht vor allem Neuen)

    Um es einfach zu halten, spreche ich in den folgenden Zeilen weiterhin von der „Angst“, statt zwischen den einzelnen Arten zu differenzieren.
  2. ) Ursache(n) der Angst ermitteln
    Warum dein Hund Angst hat, kann viele Ursachen haben. Oft sind die Gründe multifaktoriell, d.h. dass es mehrere Ursachen sind, die das Angstverhalten auslösen oder begünstigen. Um deinen Hund so schnell wie möglich zu unterstützen und seinen bzw. euren Weg aus der Angst zu finden, ist auch die Ursachenfindung entscheidend für den Behandlungsverlauf.

    Mögliche Ursachen könnten sein:
    • Angeborene Angst (Genetik / Überzüchtung)
    • Biografie (z.B. Deprivationssyndrom, Traum, etc.)
    Mangelnde Erfahrung
    • Schlechte Erfahrung (selbst erlebt oder auch nur beobachtet!)
    • Assoziation von Ängsten• Unbewusste Bestätigung durch die Halter:in
    • Mangelnde soziale Sicherheit
    • Keine (klare) Struktur im sozialen Gefüge 
    • Deritualisierung (Veränderung der sozialen Gemeinschaft oder nach Einführung neuer Regeln)
    • Erkrankungen / Schmerzen
    • Körperliches Ungleichgewicht (Alle Angsthunde haben ein körperliches Ungleichgewicht. Mach jetzt den Test für deinen Hund -> Klick)
  3. Stabilisieren
    Ist die Art und die Ursache(n) soweit bekannt, kann mit der Stabilisierungsphase begonnen werden. In dieser Phase erlangt dein Hund im ganzheitlichen Ansatz die Sicherheit, die er benötigt, um seine Angst zu überwinden. Auch hier gibt es diverse Möglichkeiten, die je nach Art, Ursache und Intensität ganz individuell auf deinen Hund abgestimmt werden sollten, denn die Angst vor einer Mülltonne wird anders behandelt, als die Angst vor dem alltäglichen Leben.

    Folgende Maßnahmen haben sich bewährt:
    • Rituale und Routinen schaffen
    • Sicherheitszone einrichten
    • Selbstwirksamkeit erhöhen
    • Bewältigungsstrategien fördern
    • Beziehung zum Hundehalter fördern
    • Führungskompetenz des Hundehalters stärken
    • Aromatherapie
    • Ankündigungssignal
    • Bandagen / Thundershirt
    • usw.
  4. Trainingstechniken
    Hier darfst du dich auf diesen Beitrag freuen. Ich stelle dir 4 Trainingstechniken vor, wie du deinem Hund zeigen kannst, dass ein bestimmter Gegenstand, ein Mensch oder auch ein Bodenbelag nicht gefährlich ist. So viel sei schon mal gesagt: Auf das Locken mit Futter solltest du unbedingt verzichten. Mit dieser Technik schadest du nicht nur deinem Hund, sondern auch eurer Beziehung!

Hast du auch einen Angsthund und ihr kommt in eurem Alltag an eure Grenzen? Ich helfe dir und deinem Hund die Ängste zu überwinden und wie du ihn dabei unterstützen kannst. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

Erfahre was deinem Problemhund fehlt, um sich zu entspannen und zu lernen.