Dein unsicherer Hund: Alltagsübungen – Seevetal

Unsicherheit bei Hunden ist ein Mangel an eigener Sicherheit sowie Selbstvertrauen und spiegelt umgangssprachlich eine milde Form der Angst wieder. Angst bezieht sich auf etwas Unbestimmtes und ist gleichzusetzen mit einer Sorge, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Ist die Unsicherheit sehr groß, so kann der Hund sogar in eine erlernte Hilflosigkeit fallen. In für ihn schwierigen Situationen resigniert er und versucht noch nicht mal mehr, eine Lösung aus der unangenehmen Situation zu finden. Selbst das erreichbare Leckerchen unter der Kommode kann so zu einem unüberwindbaren Hindernis werden.

Ist mein Hund unsicher?
Beobachte deinen Hund im Alltag und prüfe, was auf deinen Hund zutrifft:

  • Mein Hund ist zögerlich
  • Mein Hund erstarrt manchmal
  • Mein Hund erschreckt sich oft und/ oder zuckt zusammen
  • Mein Hund duckt sich
  • Mein Hund drückt den Rutenansatz an den Analbereich (die restliche Rute kann normal sein)
  • Mein Hund ist öfter nervös, tippelt umher, bellt, winselt oder fiept
  • Mein Hund schafft es nicht, kleine Aufgaben wie z.B. den Ball unter der Kommode hervorzuholen. Er gerät dabei oft in Stress

Ursachen für die Unsicherheit bei Hunden

Es gibt viele Möglichkeiten, die die Unsicherheit deines Hundes begünstigen oder sogar verursachen. Meiner Erfahrung nach sind die ersten 4 aufgelisteten Ursachen die häufigsten:

• Genetik und Persönlichkeitstyp
• Instabile Struktur im sozialen Gefüge (Rangordnung)
• Unbewusste Bestätigung
• Mangelnde Erfahrung
• Schlechte Erfahrung
• Assoziationen (Verknüpfung ähnlicher Reize)
• Deritualisierung
• Schmerzen und Erkrankungen• (Während Junghundphase: Normales Verhalten aufgrund Gehirnentwicklung)

Selbstbewusstsein vom Hund stärken – So geht’s!

Auch wenn dein Hund aufgrund von Genetik und Persönlichkeit unsicher ist, kannst du einiges für ihn tun, um sein Selbstbewusstsein zu stärken. Gib deinem Hund Aufgaben, die für ihn kniffelig sind, jedoch nicht unüberwindbar. Dein Hund darf leicht gestresst sein, denn Stress braucht das Gehirn, um zu lernen. Vergiss jedoch nicht, dass es Grenzen gibt und du innerhalb dieser deinem Hund helfen kannst, über sich hinauswachsen.

Nala ist mit ihren 10 Jahren eine sehr selbstsichere und selbstbewusste Hündin.Bereits im Welpenalter habe ich unbewusst darauf geachtet, ihr Selbstbewusstsein mit kleinen Alltagsaufgaben zu stärken. Heute ist sie ausdauernd und verfällt nicht in die Überforderung, wenn sie etwas nicht schafft. Sie bittet mich um Hilfe durch Anschauen oder Hinsetzen. Sollte dein Hund bei einer Aufgabe sehr gestresst oder nervös sein, bellen, winseln, fiepen oder großen Frust verspüren, so ist dein Hund überfordert und du solltest ihn unbedingt unterstützen. Bei der Unterstützung ist wichtig: Du hilfst deinem Hund den Weg zu finden, statt ihm das Ziel zu zeigen.

Weitere Alltagsübungen, um das Selbstbewusstsein deines Hundes zu stärken

  • Kong und Schleckmatten
    Befüll einen Kong oder eine Schleckmatte mit Hüttenkäse o.ä. Dein Hund darf allein versuchen, an das Futter zu kommen. Verfällt dein Hund in eine Überforderung, so helfe ihm etwas. Für das nächste Mal solltest du die Füllung jedoch etwas einfacher machen, indem du zusätzlich große Leckerlistücke beimischst. So kann dein Hund dies besser herausschlecken und er bekommt durch das Leckerli zusätzlich eine Animation, dranzubleiben. Gefrorene Schleckmatten und Kongs sind etwas für Fortgeschrittene.
  • Spiele für eine bessere Körperkontrolle
    Nutze z.B. liegende Baumstämme, auf denen dein Hund langsam balancieren oder drunter herkriechen kann. Auch Degility ist wunderbar, um unsicheren Hunden ein gutes Körpergefühl zu verschaffen. Zum einen hilft das Langsame, um Ruhe beizubehalten und um klar zu Denken. Zum anderen haben unsichere Hunde oft das Problem, dass sie schnell in Stress geraten, ihren Körper nicht mehr fühlen und nicht wissen, wo sich ihre Beine befinden. Ähnlich wie bei uns: Sind wir gestresst zwirbeln wir die Haare, wippen mit dem Fuß oder kauen ganz unbewusst an den Nägeln. In diesen Momenten fühlen wir nicht, was unser Körper macht, geschweige denn wo sich unsere Arme und Beine befinden.
  • Herausforderung
    Leg ein Leckerli oder ein Spielzeug so unter eine Kommode, sodass dein Hund noch drankommt. Umso tiefer der Gegenstand unter der Kommode liegt, umso schwieriger wird es. Braucht dein Hund Hilfe, so kannst du ihn unterstützen, indem du den Gegenstand nur ein kleines Stück zu deinem Hund schiebst. Rausholen muss er es selbst.

Hund Sicherheit geben: Das kannst DU tun

  1. Beziehungsarbeit
    Durch die Beziehungsarbeit stabilisierst du die Struktur in eurem sozialen Gefüge (Rangordnung). Umso höher deine Führungskompetenz ist, umso höher ist deine soziale Position, welche deinem Hund wiederum Sicherheit vermittelt. (Wie eine Firma: Der Chef sagt den Mitarbeitern was zu tun ist. Diese führen die Anweisungen aus, bekommen Geld und freuen sich über einen sicheren Arbeitsplatz, der das Überleben sichert.) Beziehungsarbeit läuft ausschließlich über die körpersprachliche Kommunikation, die Hundesprache und nicht über auftrainierte Signale. Akzeptanz und Anerkennung sind nicht das Gleiche wie Gehorsam. Dein Hund kann perfekt auf die auftrainierten Signale wie „Sitz, Platz, Fuß“ hören, muss dich gleichzeitig jedoch nicht als Führungskraft akzeptieren und das ist meiner Erfahrung nach sehr oft der Fall. Zudem stärkst du mit der körpersprachlichen Kommunikation das Selbstbewusstsein deines Hundes. Warum das so ist, erfährst du hier.
  2. Locken verboten!
    Locke deinen Hund niemals mit Futter dort hin, wo er eh schon Abstand halten möchte. Mit dieser sehr veralteten Methode machst du dir sehr viel kaputt, denn:
    • dein Hund würde sich dem Objekt niemals allein nähern
    • du bringst deinen Hund in einen Konflikt, statt ihm beizustehen (Vertrauensbruch möglich)
    • die schnelle fluchtartige Distanzvergrößerung am Ende (schnelles Weggehen) ist extrem selbstbelohnend. Dein Hund lernt, dass sich Flucht mehr lohnt als ein Leckerli
    • das Locken mit Leckerli lenkt von dem eigentlichen Lernprozess ab
    • dein Hund lernt zudem die Gefahr zu tolerieren und die eigenen Gefühle und Emotionen zu unterdrücken
    Wie du deinen Hund in akut unsicheren und ängstlichen Situationen stattdessen unterstützen kannst, erfährst du in diesem Video.
  3. Verständnis
    Hab Verständnis für deinen Hund, denn Unsicherheit kann wie bereits erwähnt, viele Ursachen haben und Höhenunsicherheit / Höhenangst geht auch nicht einfach weg.
  4. Schnüffelspiele
    Diese sind besonders wertvoll, denn unsichere Hunde scannen oft ihre Umgebung mit den Augen. Dadurch werden ausschließlich Sinnesinformation der Augen an das Gehirn geliefert, wodurch eine verfälschte Wahrnehmung zustande kommt. Bei uns ist es genauso: Umso mehr Sinneseindrücke einer Situation in das Gehirn gelangen und bearbeitet werden, umso genauer kann eine Situation als sicher oder unsicher bewertet werden. Der Körper deines unsicheren Hundes darf nun lernen, seine Nase zu aktivieren und diese Information im Gehirn zu verarbeiten. Förderst du dies in sicheren Situationen, so wird er es instinktiv schnell auch in unsicheren Situationen tun. Mit täglichen Schnüffelspielen hilfst du dem Hundekörper sich selbst zu helfen.
  5. Routine und Rituale geben Sicherheit
    Umso unsicherer dein Hund, umso mehr Routinen und Rituale sollten etabliert werden. Sie geben deinem Hund das Gefühl der Sicherheit, der Vorhersehbarkeit und der Kontrolle, denn er weiß, wann was geschieht. Beispiele: gleiche Gassirunde und/oder gleiche Gassiuhrzeit, gleicher Ablauf beim Krallenschneiden, gleiche Kontaktaufnahme durch den Menschen, etc.
  6. Ankündigungen
    Wenn dein Hund bei bestimmten Reizen z.B. einem LKW unsicher wird oder sich erschreckt, dann kündige den heranfahrenden LKW mit dem Signal „Achtung“ an. Dein Hund wird schnell lernen, was „Achtung“ bedeutet. Dadurch reduziert sich im Körper die extreme Stressreaktion und die hohen Spitzen an Stresshormonen werden nicht mehr ausgeschüttet. Ähnlich, als wenn deine Freundin dich vorwahrnt. Dein Körper reagiert zwar mit Stress und macht sich bereit, dass etwas passiert, eine heftige Reaktion mit kaltem und warmem Schweiß bleibt jedoch aus. Zugleich suggerierst du deinem Hund mit der Ankündigung: Ich habe alles im Blick und warne dich vor. Wichtig ist, dass du deinem Hund direkt nach dem „Achtung“ sagst, was er tun soll, z.B. „komm zu mir“!
  7. Hilfsmittel
    Es gibt einige Hilfsmittel, die deinem unsicheren Hund helfen in die Sicherheit zu kommen. Hierzu sei jedoch gesagt: Diese sind keine Wundermittel. Sie können sehr gut und sehr schnell helfen, wenn sie zu den o.g. Punkten eingesetzt werden. Zu den Hilfsmitteln zählen Kompressionsshirts (Thundershirt),  Bandagen, ätherische Öle und die Futterumstellung bzw. Zusatzmittel in der richtigen Kombination aus bestimmten Aminosäuren und B Vitaminen.

Dein Hund ist unsicher und somit oft gestresst? Ich helfe dir und deinem Hund die Sicherheit zu erhalten, um den Alltag mit Ruhe und Entspannung zu genießen. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

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