Hund bellt Besuch an: 6 Ursachen und Lösungen – Seevetal

Dein Hund bellt Besuch an und lässt sich nicht beruhigen? Signale wie „auf deinen Platz“ oder „aus“ werden von deinem Hund einfach ignoriert, die Aufregung wird je nach Besch intensiver und dein Hund steigert sich hinein? Vielleicht bleibt dein Hund auch auf seinem Platz, bellt den Besuch jedoch weiterhin an und kann nicht zur Ruhe kommen? Das kannst du ändern, ohne ewig zu trainieren.

Hund bellt Besucher an und schnappt: 6 Gründe

Es gibt verschiedene Gründe, warum dein Hund deinen Besuch verbellt und nicht zur Ruhe kommt. In den meisten Fällen sind es sogar mehrere Gründe, die dieses Verhalten erzeugen und/oder negativ begünstigen. Damit auch dein Hund Ruhe bewahren kann, müssen wir jedoch erstmal verstehen, warum dein Hund das überhaupt macht. Meiner Erfahrung nach sind es diese 6 Gründe, die für das Gebell verantwortlich sind und die ersten 4 sind immer vorhanden:

  1. Hohe Erregungslage (Stimmungsübertragung)
    Laute Geräusche der Türklingel aktiviert unser Nervensystem, denn zum einen ist dieses ein mechanisches Geräusch welches unnatürlich und aktivierend auf unser Gehirn wirkt (mach dich bereit, etwas passiert gerade) und zum anderen wurde dieses Geräusch mit einer Erwartungshaltung verknüpft. Das ist nicht nur beim Hund so, sondern auch bei uns Halter:innen. Je nachdem, mit welcher Energie du auf dieses Geräusch reagierst und welche Stimmung du dadurch erzeugst (Unruhe bis Hektik), reagiert dein Hund auf diese Stimmungsübertragung. Und diese Stimmungsübertragung geht weiter, während wir den Besuch empfangen. Unruhe und Emotionen (meist Freude) gehen mit dem Empfang einher, die unseren Hund hochfahren lässt, da er sich nicht abgrenzen kann. Das eigentliche Klingelgeräusch wäre mit der Zeit kein Thema mehr, denn eine Gewöhnung tritt ein. Dummerweise hat dein Hund das Geräusch mit der Erregungslage verknüpft und wird somit Auslöser für die Erwartungshaltung/Erregung. Es geht demnach nicht darum den Auslöser zu verändern, sondern die damit verknüpfte Erregung/Energie.
  2. Falsche Aufgabenverteilung  
    Selbst wenn dein Hund eine Erwartungshaltung hätte, könnte er diese auch leise fühlen. Doch stattdessen bellt er lautstark und lässt sich nicht beruhigen. Das Gebell ist eine Lautäußerung, die auf einen inneren Missstand hinweist. Dieses ist somit „nur“ ein Symptom, welches wir NICHT aktiv angehen. Für uns ist es wichtig die Ursache aufzulösen, dann hört dein Hund automatisch auf zu bellen. Doch wie geht das? Du bist in den Augen deines Hundes nicht fähig, die Besuchersituation zu meistern. Daher versucht dein Hund selbst die Situation zu klären, indem er sich kümmert und mit seinem Gebell aktiv wird.
  3. Angst / Unsicherheit
    Sollte dein Hund den Besuch aus Angst und/oder Unsicherheit anbellen, so befindet sich dein Hund in einem absoluten Notzustand. Wenn wir diese Situation auf uns übertragen: Wie viel Angst müssen wir haben, damit wir uns dem Feind gegenüberstellen, anschreien und vielleicht sogar angreifen würden? Diese Situation ist für deinen Hund demnach hoch emotional und dadurch findet eine sehr schnelle und intensive Verknüpftung zwischen Emotion und Besuch, dem Klingelgeräusch und vielleicht sogar mit ähnlichen Situationen statt. Dein Hund lernt zudem, dass du dich nicht um ihn kümmerst (aus seiner Sicht) und dass er sich selbst helfen muss. So wird der Angriff zur besten Verteidigung, selbst wenn sie verbal über das Gebell stattfindet. Auch hier darf dein Hund lernen, dass er sich dir anvertrauen kann, du Schutz und Sicherheit bietest, dass du die Situation im Griff hast und für alle sorgst.
  4. Territoriales Verhalten
    Wenn dein Hund territoriales Verhalten zeigt, möchte er mit diesem Verhalten sein Territorium (das Haus oder den Garten) verteidigen und den Eindringling zugleich vertreiben. Ziel ist demnach das Weggehen des Eindringlings, die Distanzvergrößerung. Mir ist wichtig zu erwähnen: Alles ankläffen was sich bewegt, zur Tür rennen und eskalieren und den Besuch lautstark anbellen, wenn du als Halter:in dabei bist, ist kein territoriales Verhalten, sondern unerzogen 😉 Ein Hund der kopflos und sehr emotional reagiert, hat keinen klaren Plan, wie er genau zum Ziel kommen soll. Ein Hund, der wirklich territorial ist, zeigt sich klar mit seiner Körpersprache und seinem Imponier- und Eingrenzverhalten, jedoch nicht mit überemotionalem Gebell. Und ja, unsere Hunde dürfen und sollen auch bellen, doch spätestens, wenn du den Raum betrittst, sollte dein Hund an dich abgeben können, d.h. aufhören zu bellen. Kann er es nicht, so darfst du deinen Blick nochmal auf eure Aufgabenverteilung (Punkt 2) richten.
  5. Genetik
    Einige Rassen zeigen eine höhere Bereitschaft zur territorialen Verteidigung als andere. Der Gebrauchszweck der Rasse, die in deinem Hund vertreten ist, ist hier entscheidend. Der Gebrauchszweck beschreibt die Aufgabe deines Hundes, wofür er ursprünglich gezüchtet wurde. Das Territorialverhalten kann nicht abtrainiert werden, doch kannst du dieses kontrollieren. Umso stärker die Territorialität in den Genen verankert ist, umso mehr Überzeugungskraft benötigst du (Punkt 2), um deinem Hund zu erklären, dass du Entscheidungen triffst und nicht dein Hund. Beispiel: Ein Münsterländer, der für die Jagd gezüchtet wurde, benötigt weniger Überzeugungskraft als ein Boerboel, welcher für den Hof als Wach- und Schutzhund gezüchtet wurde.
  6. Negative Erfahrung
    In den wenigsten Fällen machen Hunde schlechte Erfahrungen mit dem Besuch selbst und wenn doch, dann sind es kleine Unfälle, z.B. versehentlich auf die Pfote treten. Diese negative Erfahrung wird abgespeichert und da es für deinen Hund so intensiv war, reagiert er dann entsprechend beim nächsten Besuch. Hier darf dein Hund unter deinem Schutz lernen: „Ja, die Situation war blöd, jedoch ist der Besuch grundlegend freundlich zu dir.“

Lösung: Hund das Bellen abgewöhnen

Damit dein Hund die Besuchersituation entspannt meistern kann, sind für diese Situation zwei Dinge notwendig:

1) Verantwortlichkeit und Sicherheit etablieren
Dein Hund darf lernen, dass dugute Entscheidungen treffen kannst, vor allem wenn Besuch in das Haus kommt und dass du auch weiterhin für die Sicherheit sorgst. Es geht demnach darum, wie dich dein Hund wahrnimmt und wie er deine Kompetenzen einschätzt. Es geht um dich persönlich, die Beziehungsebene zwischen dir und deinem Hund. Denn aktuell glaubt dein Hund, dass du sowas nicht entschieden kannst und er muss das übernehmen oder er hat dich noch gar nicht in Erwägung gezogen, dass du sowas überhaupt kannst. Wenn du deinen Hund erstmal von dir überzeugt hast, regulierst du somit automatisch die Erregungslage. Das ist verständlich, denn dein Hund kann nach und nach die Situation an dich abgeben. Somit wird er ruhiger und kann schlussendlich lernen, Besuch entspannt zu begrüßen oder eben nicht zu begrüßen. Mit diesem wichtigen Schritt löst du die Ursachen aller 6 Gründe.

2) Akutsituation „Besuch empfangen“ strukturieren
Für die Akutsituation „Besuch empfangen“ benötigst du zudem einen genauen Plan, damit dein Hund merkt, dass du genau weißt, was du tust. Je nachdem, wie intensiv dein Hund auf den Besuch reagiert und wie schnell er sich regulieren kann, wird das Handling angepasst. Zudem gibt es mehrere Faktoren, die für einen nachhaltigen und schnellen Erfolg wichtig sind:

Strategischen Platz berücksichtigen
Sobald der Besuch kommt, schickst du dein Hund auf einen Platz deiner Wahl. Du kannst deinen Hund auch mit zur Haustür nehmen und dort absetzen, falls er es nicht schafft in einem anderen Raum zu warten. Wichtig: Dein Hund sollte maximal neben dir stehen, eher etwas hinter dir. Steht er 5 Zentimeter weiter vor als du, suggerierst du deinem Hund, dass er zuständig ist und dein Hund wird das entsprechend umsetzen.

Runterregulieren
Achte immer darauf, dass dein Hund sich vor Zielerfüllung selbständig ein kleines Stück reguliert hat. Nach und nach lernt dein Hund, dass weniger Erregung auch zum Ziel führt, ganz nach dem Motto „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss.“ Den Tipp, so lange zu warten, bis dein Hund sich entspannt, wird nicht funktionieren. Das hast du sicher schon bemerkt. Theoretisch ist das toll, praktisch einfach unmöglich und das schafft kein Hund.

Belohnung
Das biologische Ziel ist immer die höchste Belohnung und setzt du dann ein, wenn dein Hund sich etwas runterreguliert hat und akzeptables Verhalten zeigt. Wenn dein Hund z.B. ängstlich ist, dann ist eine Distanzvergrößerung die höchste Belohnung. Bellt dein Hund, weil er aufgeregt ist und zum Besuch hin möchte (Freude), ist die Belohnung die Begrüßung. Denk jedoch daran: Erst die Belohnung, wenn er sich etwas runterreguliert hat + akzeptables Verhalten zeigt!

Ruhige Begrüßung
Falls dein Hund begrüßen möchte/darf, dann achte darauf, dass dein Hund keine weite Anlaufstrecke hat. Läuft dein Hund nach der Freigabe 5 Meter, wird auf dieser Distanz Unmengen an Stresshormonen freigesetzt, die deine vorherigen Erfolge einfach überschatten. Kurze Wege zum Besuch halten die Stresshormone gering und auch auf Auflösesignale, die ebenfalls Unmengen an Stresshormonen freisetzen, solltest du vermeiden.

Du möchtest deinen Besuch endlich entspannt begrüßen, ohne dass dein Hund bellt und gestresst ist? Ich helfe dir die Basis zu etablieren und die Besuchersituation entspannt zu meistern. Sende mir jetzt deine Anfrage, oder starte direkt hier.

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