Ab wann Welpe abgeben? Probleme vorbeugen – Seevetal

„Wann wurde dein Hund von seiner Mutter getrennt?“ Eine Frage, die in meinem Anamnesebogen auf Seite 1 zu finden ist und so viel über das Verhalten deines Hundes aussagt. Eine zu frühe Trennung, gewollt oder ungewollt, beeinflusst lebenslang deinen Hund und seinem Verhalten, denn sie ist eine Ursache (von mehreren), die das Problemverhalten deines Hundes herbeiführt. Wenn wir das Problemverhalten schnell und nachhaltig behandeln wollen, so müssen wir jedoch erstmal verstehen, inwieweit die zu frühe Trennung deinen Hund beeinflusst und wie sie sich im Hundeverhalten äußert. Und dann kommt noch die Frage, ob und wie solch ein Defizit ausgeglichen werden kann.

Ab wann Welpe abgeben?

Ab wann spricht man von einer zu frühen Trennung von der Mutter? Eine zu frühe Trennung liegt vor, wenn der Welpe vor Beendigung der 8ten Woche, also 8 Wochen + 6 Tage von der Mutter getrennt wurde. Im optimalen Fall darf der Welpe bis Ende der 10ten oder 12ten Woche bei seiner Mutter bleiben. Bei vielen Hunden mit Verhaltensproblemen (egal ob aus dem Ausland, Tierschutz oder Zucht) ist eine zu frühe Trennung der Mutter ein Faktor, der das Problemverhalten begünstigt, wenn nicht sogar verursacht.

Verhaltensprobleme durch eine zu frühen Trennung

  • Gestörte Stress- und Emotionsregulation
    Die zu früh getrennten Hunde können sich nur schlecht selbst beruhigen und mit Stress umgehen. Das liegt daran, dass nach der Geburt das Hormon Vasopressin im Welpenkörper ausgeschüttet wird. Ein Hormon, welches die Stresshormonproduktion extrem ankurbelt. Die Mutterhündin sorgt mit ihrer Fürsorge dafür, dass Oxytocin freigesetzt wird, welches wiederum das Vasopressin deckelt und demnach die Produktion der Stresshormone reduziert. Wird der Welpe nun zu früh von seiner Mutter getrennt, so hat das Vasopressin und die dadurch angekurbelten Stresshormone freie Fahrt, welche wiederum einen hohen Stresspegel verursachen und im Körper des Welpen als „normal“ abgespeichert wird. Der Hund ist somit lebenslang vom Normalverhalten her sehr unruhig, nervös, stressanfällig und schnell überfordert. Diese Gefühlslage äußert sich wiederum in Verhaltensweisen wie (übertriebene) Angst oder Aggression.
  • Verhaltensstörungen
    Durch das Vasopressin geschuldete hohe Erregungs- und Stressniveau empfinden diese Hunde einen extremen innerlichen Druck. Eine Anspannung, die niemals endet. Auch wenn für diese Hunde dieses Gefühl normal ist, weil sie es nicht anders kennen, fühlen sie sich nicht wohl. Diese Anspannung sucht sich über kurz oder lang ein Ventil, welches sich durch Verhaltensstörungen wie Leckzwang, Flankensaugen, etc. äußert.
  • Störungen im Gedächtnis
    Auch die Gehirnentwicklung und die Gehirnleistung wird durch eine zu frühen Trennung in Mittleidenschaft gezogen, sodass dein Hund Schwierigkeiten hat, sich etwas zu merken bzw. abzuspeichern. Doch woran liegt das? Das Gehirn ist (ganz grob) aufgeteilt in zwei Areale: Das Emotionszentrum und das Denkzentrum. Beide Areale arbeiten gegensätzlich, d.h. sie sind nicht gemeinsam aktiv. Ist das Emotionszentrum aktiv, so ruht das Denkzentrum. Ist das Denkzentrum aktiv, so ruht das Emotionszentrum. Ist dein Hund nun gestresst, und das passiert bei früh getrennten Hunden sehr schnell, dann ist das Emotionszentrum aktiv, das Denkzentrum ruht. Somit kann dein Hund nicht klar denken, wahrnehmen, verarbeiten und Informationen abrufen, da dies im Denkzentrum geschieht. 

    Diese 3 genannten Punkte beeinflussen deinen Hund nicht nur in speziellen Situationen, sondern im alltäglichen Leben und ohne ersichtlichen Grund.

Das kannst du für deinen zu früh getrennten Hund tun

  • Positionierung im sozialen Gefüge
    Durch eine starke, klare und verlässliche Führung wird sich dein Hund an dich wenden, wenn er gestresst ist oder es im zu viel wird. Durch sein Vertrauen in dich ist er somit auch besser lenkbar und folgt dir. So hast du die Möglichkeit, ihn souverän durch stressige Situationen zu führen. Doch für das „blinde“ Vertrauen musst du dich in eurem sozialen Gefüge erstmal positionieren, dich beweisen und dadurch die Akzeptanz und Anerkennung deines Hundes gewinnen. Umso höher deine soziale Position ist, umso höher ist deine Führungskompetenz und umso mehr Verantwortung kann dein Hund an dich abgeben. Diese Positionierung findet nicht im direkten Konflikt einer Stresssituation statt, sondern im Alltag und im häuslichen Bereich. Die Vorarbeit ist hier unerlässlich.
  • Bindung und Oxytocin
    Du kannst deinem Hund helfen, das stressdämpfende und angstreduzierende Hormon Oxytocin auszuschütten, um stressige Situationen besser zu überstehen. Allein durch deine Anwesenheit als Bezugsperson kannst du die Angst- und Stressreaktion deines Hundes verringern. Umso tiefer eure Bindung zueinander besteht, umso mehr Oxytocin wird ausgeschüttet. Daher solltest du deinem Hund in stressigen Situationen immer deine Unterstützung anbieten. Wie diese Unterstützung aussieht, ist bei jedem Hund anders. Der eine Hund mag einfach das Festhalten und somit einen festen körperlichen Rahmen, während die anderen Hunde strikte Anweisungen brauchen, was sie tun sollen. Und keine Sorge: Die Emotion Angst kannst du durch deine Zuwendung nicht verstärken bzw. verschlimmern, wenn überhaupt nur sein sichtbares Verhalten.

Wir können es nicht ändern, dass dein Hund zu früh von seiner Mutter getrennt wurde und die daraus resultierenden Verhaltensweisen können wir auch nicht wegzaubern. Doch kannst du einiges für deinen Hund tun, um sich besser in unseren Welt zurecht zu finden.

Dein Hund zeigt Verhaltensprobleme und du vermutest, er wurde zu früh von seiner Mutter getrennt? Ich helfe dir dies herauszufinden und die Verhaltensprobleme deines Hundes zu überwinden. Buch jetzt dein Erstgespräch und sende mir deine Anfrage!

Erfahre was deinem Problemhund fehlt, um sich zu entspannen und zu lernen.